Simson und Delila Burleske, frei nach dem Buch der Richter Simson, den der Herr gerüstet Mit Gewalt erschrecklich groß, Sprach zum Weibe: »Mich gelüstet!« Und er lag in ihrem Schoß. Und das Weib quält ihn am Tage, Und es plagt ihn bei der Nacht: »Sage, lieber Simson, sage, Worin stecket deine Macht?« Und der den Philistern Keile Gab mit einem Tiergebiß, Der die allerdicksten Seile Schier wie Spinneweb zerriß, Der, um seine Kraft zu kosten, An 'nem Hürlein nicht genug, Noch ein Stadttor samt den Pfosten Nächtlich auf die Berge trug: Dieser vorsintflutlich starke, Wunderbar gefeite Mann Spürte Delila im Marke, Als er stöhnend einst begann: »Müd und matt ist meine Seele, Deine Suada macht mich tot, Daß ich's länger dir verhehle, Halt' ich nicht mehr aus. O Not!« »Simson, lieber Simson, sage« – Und sie setzt sich ihm aufs Knie – »Gib mir Antwort auf die Frage, Deine Kraft, wo stecket sie?« »Delila, du sollst es wissen, Du indessen ganz allein, Schwert und Schild, das kann ich missen, Meine sieben Locken – nein! Niemals sind sie mir geschoren, Denn vom Mutterleibe bin Ich der Allmacht zugeschworen, So da fuhr ins Eselskinn. So da Stricke reißt wie Faden, Solche Kraft sitzt mir im Haar, Und du kannst mir gräßlich schaden, Kämst du mit dem Scherenpaar. Meine Kräfte würden weichen, Ja, ich würde eins, zwei, drei Jedem Durchschnittsmanne gleichen, Doch mit Simson wär's vorbei.« Also sprach er zu dem Weibe Offenherzig, ungewarnt, Das mit dem Philisterleibe Einen Enakssohn umgarnt. Und das Geld, das sie bedungen, Nahm sie aus der Spießer Hand, Hielt ihn dann im Schlaf umschlungen, Daß er ja sich nicht entwand. Und in lüsternem Begehren – Keine Träne ward geweint – Sieben Locken ließ sie scheren Ihrer Sippschaft ärgstem Feind. Eh er aus dem Schlaf erwachte, Sagt die allerschönste Zier, Die das Liebesopfer brachte, Leis: »Philister über dir, Simson!« Und zum letzten Male Büßte sie die höchste Lust, Dekadent lag nun der Kahle Unterhalb der treuen Brust. Und er lallte gegen Morgen: »A la Hupp! ich will jetzt gehn. Einen Löwen will ich worgen, Ein Philisterheer bestehn.« Ach, er konnte sich nicht wehren, Ganz entwichen war die Kraft, Delila ließ Simson scheren – Simson in Gefangenschaft! Der mit einem Eselsknochen Sie von vorn und hinten schlug, Ihm die Augen ausgestochen, Ihn in Ketten dick genug! In der Tretmühl' mußte mahlen Simson nun das ganze Jahr – Doch dem Blinden unter Qualen Wieder wuchs des Hauptes Haar. Die Philister, ihn zu höhnen, Holten ihn aus finsterm Loch: »Unser Siegsfest zu verschönen, Spiele, Simson, spiele doch!« Zwischen riesigen Säulenbasen An dem fürstlichen Palast Ließ er da die Leier rasen, Daß den Stein ein Grausen faßt. Furchtbar gellten seine Töne: »Hoch Philister, hipp hurra!« Während zu vom Dach die Schöne Samt dreitausend Spießern sah. Ob des blinden Spielmanns lachte Sich ein Schwall die Lippen schief – Da in Simsons Busen wachte Auf der alte Gott und rief: »Simson, zwischen Fuchsenschwänzen Zündetest du einst den Brand, Jagtest sie zu Feuertänzen Mitten in Philisterland. Korn und Öl und Wein und Mandeln Stand in Flammen lichterloh – Simson, laß dich nicht verschandeln, Pack den Stein, als wär' es Stroh!« Und er fassete die Säulen Rechter, linker Hand zumal, Und mit Krachen, Prasseln, Heulen, Donnerähnlichem Skandal, Als er sich energisch reckte, Sank in Trümmer das Palais – Delila ersoff im Sekte Mit kaputtem Portmonnäh. »Meine Seele möge sterben Mit Philistersturz!« er sprach, Als er unter Schutt und Scherben, Leichen rings, zusammenbrach ... Hat's zum Weib ihn auch gelüstet, Siegreich sühnt' im Tod sein Los Simson, den der Herr gerüstet Mit Gewalt erschrecklich groß.