Kaiser und Arbeiter »Pardon wird nicht gegeben!« Der Kaiser, den wir alle kennen, Sprach jüngst mit einem schlichten Mann. Ich sah sie stehn im Sonnenbrennen, Und ihre Worte hört' ich an. Man wird es ein Gesicht wohl nennen, Weil man es sonst nicht glauben kann. Der Kaiser stieg vom stolzen Rosse Und trat zum Manne, der gebückt An einem Riesenschiffsgeschosse Die letzten Schrauben festgedrückt. Grad in den Schlund dem Mordskolosse Sah Majestät: »Es ist geglückt«, Sprach er: »Mein Segen solchem Werke, Das du für Mich vollendet hast! Mein kaiserliches Lob! Und merke Wohl auf mein Wort, das trefflich paßt: ›Mit Gott und Krupp!‹ heißt unsre Stärke, Dies Wort sei drum ins Rohr gefaßt!« Da hob der Mann sein Haupt zum Lichte Und wischt vom Angesicht den Schweiß Und schwieg in zagendem Verzichte. Plötzlich durchschießt's ihn kalt und heiß, Doch militärisch in der Richte Steht gleich er stramm und spricht: »Gott weiß, Was wahr ist. Majestät verzeihen! Ich schaffe für mein täglich Brot. Ich wünsche Deutschland gut Gedeihen Und starken Schutz für Krieg und Not. Doch ... darf der Mensch um Rache schreien, Wenn ›Liebe‹ lautet sein Gebot? Pardon drum, Majestät! Ich halte Fest an dem Neuen Testament. Gott schaut in jede Herzensfalte, Ich will nicht, daß er falsch mich nennt. So wahr am Rohr nicht Riß noch Spalte, Kann Christ sein, wer – Pardon nicht kennt?« Und schweigt. Das Sonnenlicht spielt heiter Auf Adlerhelm und Wappenschild. Der Kaiser grüßt den Werftarbeiter Wortlos und reitet rasch, ein Bild Blitzzuckender Tatbegierde, weiter Durchs glutenschwangere Gefild.