2. Die Seele und die Welt Welt, ich will dich meiden Und dienen dir nicht mehr. Du lohnst mir nur mit Leiden, Deine Freud' ich nicht begehr'. Ich will von dir mich scheiden, Hast Leides mir gethan; Nicht länger will ich säumen Den Schleier zu empfahn. Den Schleier wolltest du nehmen Und wolltest von mir gehn? Wirst du in's Kloster treten, Ist's um deine Freude geschehn. Doch willst du bei mir bleiben, Wie es der Wille mein, Dir möchte Heil bekleiben: Mein Diener sollst du sein. Ich habe dir lange gedienet, Gering war stets mein Lohn; Nun will ich Jenem dienen, Der lohnt mit ew'ger Kron'. Dich will fortan ich meiden, Dein Diener nimmer sein. Du lohnst mir jetzt mit Leiden Und einst mit ew'ger Pein. Laß diese Rede fahren Und fasse frischen Muth; Wollst deine Reis' auch sparen, Das, mein' ich, wäre gut. Du bist so froh von Sinnen, Die Freud' ist dir bereit; Was willst du nur beginnen In solcher Strengigkeit? Die Zeit ist kurz auf Erden, Das Ende nimmer fern. All' deine Freud' und Ehren Verlaß ich froh und gern. Du lohnest deinen Kindern Mit Schmach und Schmerz ohn' Zahl, Die keine Zeit mag lindern, In ew'ger Höllenqual. Du bist noch jung an Jahren Benutze deine Zeit Und laß dein Trauern fahren, Das dir die Lust verleid't. Du kannst noch lange leben, Viel Freuden noch ersehn, Im Alter dich bekehren Und so der Höll' entgehn. Bin ich auch jung von Jahren, Der Tod ist nah zur Hand, Der Niemanden will sparen, Das ist mir wol bekannt. Viel sind dahin gefahren Der Frohen jung und alt; Nun liegen sie in der Erde Wie Blei so schwer und kalt. Du kannst dich nicht besinnen, Was zu einem Orden gehört: Deine Natur mußt du bezwingen, Alle Freude wird dir zerstört. Ein arm elendig Leben Umgiebt dich eng umher. Du darfst dich ihm nicht geben, Das Joch ist dir zu schwer. Der König hoch dort oben, Der soll mein Helfer sein, Den alle Engel loben Im lichten Himmelsschein. Vertrauen will ich fassen, Sein Gnadenarm reicht weit. Er wird mich nicht verlassen, Er hilft mir in dem Streit. Wer mochte dir das sagen? Das wüßte ich doch gern, Denn deinen jungen Tagen Liegt solch ein Denken fern. Aus Mißmuth willst du wählen? Nicht hören willst du mich? Bald wird dich Reue quälen, Mein Kind, ich warne dich. Du willst mich fein belügen, Ich kenne dich, o Welt! Willst listig mich betrügen, Wie du Manchen hast gefällt. Magst deine Netze breiten, Magst locken noch so schön: Ich will von dir mich scheiden, Einen andern Weg zu gehn.