Ein Waislein und ein krankes Herz in Schlaf zu wiegen Bist, mein Kindlein, müde, Bist so welk und krank! Schlaf' bei meinem Wiegenliede, Deine Nacht ist lang und bang. – Als Jesus auf der Erde ging, Da kamen viele Kindlein flink, Die ließen all ihr Spielzeug stehn Und wollten nur mit Jesu gehn. Armes Herz, bist müde, Sei nicht schwer und bang, Ueber dir sei Himmelsfriede, Um dich Engelsang und Klang. Als Jesus zu den Menschen kam, Die Kindlein an den Busen nahm; Ach, hätt' Er dich, mein Herz, erblickt, Dich hätt' Er auch an's Herz gedrückt. So, mein Kindlein, liege Selig, unbewußt; Friede ist nur in der Wiege, Nur an Mutterbrust ist Lust. – O theures Wort, so hoch und werth, Daß Gott sich zu den Menschen kehrt! O, wie ist diese Welt so schön, Wo Gott und Mensch mitsammen gehn! Magst unschuldig träumen Manchen süßen Traum, Wirst indessen nichts versäumen, Ist doch Alles Traum und Schaum. – Wo Jesus ging, war's schön und grün, Da thaten tausend Blümlein blühn; Und ach! als man an's Kreuz Ihn schlug, Die Erde hüllt' ein Leichentuch. Schlaf' am Mutterherzen, Mutterherz ist treu; Schlaf', verträume Deine Schmerzen, Morgen bist Du neu und frei. Laß von der falschen Amme los, Dann fällst Du in Mariens Schooß; Mariens Schooß ist treu und warm Und Friede nur in ihrem Arm. Berlin, Winter 1817.