Ein kleines Liederspiel (Zum Geburtstage der Fürstin Salm-Reifferscheidt-Krautheim, geb. Fürstin Gallitzin.) Ein Genius tritt auf; in seinem Gefolge erscheinen vier Gestalten als die vier Jahreszeiten mit ihren Attributen und Geschenken, sich im Hintergrunde gruppirend. Ich komme, froh den schönen Tag zu grüßen, Der in die Welt ein gutes Herz gesandt. Ich bin wohl gern, wo Erdenblumen sprießen, Ist auch die Erde nicht mein Heimathland. Ich weile gern, wo fromme Herzen schlagen, Ich bin so gern, wo man sich liebt und kennt, Und wollt Ihr mich um meinen Namen fragen, Nun wohl, so wißt denn, wie man dort mich nennt: Ich bin der Unschuld und des Friedens Engel; Seht da die Ros' in meinem Lockenhaar, Seht hier in meiner Hand den Lilienstengel; Mein Mund spricht einfach nur und ewig wahr. Mit mir sind noch vier Genien gekommen, Die sich mit uns des schönen Festes freun; Sie heißen Dich in ihrem Kreis willkommen Und wollen Wünsche Dir und Gaben weihn. (Er reicht der Fürstin die Lilie und stellt sich ihr zur rechten Seite.) Mich heißt Ihr Frühling. Komm' ich hergegangen, So grüßt mich laut ein lustig Vögelchor, Die Bäume wollen all in Blüthen prangen Und alle Keimchen heben sich empor. Gern möchte ich durch's Leben Dich begleiten, Von Blumenduft und lindem Hauch umweht, Und meinen bunten Teppich stets Dir breiten, Wohin Dein Fuß auf dieser Erde geht. (Er reicht der Fürstin einen frischen Kranz und breitet einen Teppich zu ihren Füßen aus.) Ich bin der Sommer, bringe goldne Garben Und reife, was der heitre Lenz gebar. Auch ich bin reich an Liedern und an Farben Und Segen träuft von meinem Lockenhaar. Auch ich will immer freundlich Dir begegnen, Führt Dich in meinen Kreis der Jahre Tanz, Und stets Dein Haus mit meinen Gaben segnen, Dir bindend manchen reichen Aehrenkranz. Wer gern sein Brod mit ärmern Brüdern theilet, Dem giebt Gott zehnfach, was er Andern giebt. Wer Gram und Noth zu lindern fröhlich eilet, Den liebt Er zwiefach, weil er Andre liebt. (Legt Weizengarbe und Sichel auf den Teppich zu Füßen der Fürstin und stellt sich neben den Frühling zu ihrer Linken.) Ich bin der Herbst. Sieh! meiner Gaben Fülle Macht segenschwer und herrlich meinen Tritt, Doch bin ich mild und bringe Rast und Stille Und Thau und Kühlung Euern Fluren mit. Die Rebe will ob ihrer Bürde sinken, Die Bäume stehn von süßen Früchten schwer; Ihr mögt nur All' aus meiner Schale trinken, Ihr trinkt die volle Schale doch nicht leer. Dir aber möcht' ich hundertfältig geben, Weil stets Dein Herz des Wohlthuns Pflicht geübt, Von meinen Früchten, von der Last der Reben, Und was durch meine Hand der Schöpfer giebt. (Reicht der Fürstin ein Füllhorn mit Früchten und reiht sich den Gefährten an. Ich bin der Winter, freilich nicht so freundlich Wie sie, und nicht so lustig und so schön; Doch bin ich auch nicht gar so streng und feindlich, Ihr mögt mir nur in's ernste Antlitz sehn. Es hängt wohl etwas Reif an meinen Locken, Und hart und eisig fühlt Ihr meine Hand; Aus meinem Schleier schüttl' ich weiße Flocken, Mein Athem weht oft rauh ob Meer und Land. Doch trag' ich unter meinem kalten Schleier Ein warmes Herz und frischen Lebensmuth; Auch bring' ich Euch des Jahres schönste Feier, Da Gott für Euch im Kripplein hat geruht. Dir möcht' ich gern recht lichte Gaben spenden; Drum bring' ich Dir den lichtervollen Baum. Gott wolle Frieden Dir und Freude senden Und sanft Dich führen durch des Lebens Traum! – (Reicht der Fürstin den Christbaum mit darunter ruhendem Wachskindlein, und alle fünf umkreisen die Gefeierte einen Augenblick.) Düsseldorf, 16. Decbr. 1819.