Anne-Marie Sie zog mit kleiner Habe Zum reichen Bauern hin, Doch manche schöne Gabe Hat ihr Natur verliehn. Des Hofes jungem Erben Lacht sie in's Herz hinein; Und lieber will er sterben, Als eine And're frei'n. Der harte Vater schmähet Und treibt die Magd hinaus; Wie auch der Jüngling flehet, Die Maid verläßt das Haus. Sie dient im Nachbarhause Um kärglichen Gewinn, Und Nachts aus armer Klause Schaut sie zum Hofe hin. Der breitet weit und düster Vor ihrem Blick sich aus. Der Birnbaum und die Rüster Verdecken schier das Haus. Und wenn ein trübes Leuchten Sich durch die Zweige bricht, Dann reiche Thränen feuchten Das stille Angesicht. Im Herzen nagt der Jammer, Zernagt des Lebens Kern. Bald trägt zur armen Kammer Der Priester Gott, den Herrn. – Als Braut des Bauernsohnes Verschmäht, du arme Maid, Bist werth du nun des Thrones Der höchsten Herrlichkeit. Er, aller Himmel König, Hat dich zur Braut erwählt; Ihm bist du nicht zu wenig, Er hat sich dir vermählt. O, lache nun der Thränen, Die thöricht du geweint, Als noch dein krankes Sehnen Den Erdensohn gemeint. O, schlage hoch die Schwingen, Die mild der Tod befreit: Du sollst nun aufwärts dringen Zum Thron, der dir bereit. – Die Glocken festlich läuten, Die Jungfrau'nkerze scheint, Geschmückt die Träger schreiten, Und manches Auge weint. Die Priester milde beten Und gehn dem Zug voran, Und die Gespielen treten Im Feierkleid heran. Es schwankt vor seiner Thüre Die Bahre hoch empor – Ob dort wohl Einer spüre, Daß er ein Herz verlor? Und ist mir anders auch das Loos gefallen, Und hab' ich deine Thränen nie geweint, Doch will ich treu mit deinem Zuge wallen, Den armen Deinen gern dabei geeint. Und wenn der Priester zum Altar getreten, Das heil'ge Sühnungsopfer Gott zu weihn, Will ich mein de profundis fromm dir beten, Daß froh du eingehst zu der Sel'gen Reih'n. O bet' auch, Schwester, du mit sel'gem Munde, Daß treu ich wandle, wie die Kirche lehrt, Und daß mir gnadenvoll in letzter Stunde Der Herr im Sacramente sich bescheert. Amen.