Der Mutter zum 26. August Eilet, geht, ihr leichten Winde, Zu der treuen Mutter zieht, Bringt ihr dar zum Angebinde Fernen Kindes Gruß und Lied. Ja, das Lied, das ungesungen Tief im Busen still erblüht, Bis es aus den Dämmerungen Klar hinauf zum Himmel zieht. Denn von dort sind alle Lieder, Die ein kindlich Herz erfand, Und nach dort auch ziehn sie wieder In ihr ewig Heimathland. Lied ist wohl ein zartes Leben, Das der Liebe reine Hand Weiß aus Lust und Leid zu weben In ein schimmernd Blumenband. Webe, Liebe, all mein Sehnen, All mein treues Denken drein, Webe Grüße, Flehn und Thränen Auch als Blumen mit hinein. Und nun weht, ihr leichten Winde, Bringt der lieben Mutter mein Schnell den Gruß vom fernen Kinde, Sprecht: »Sie denkt, sie denket Dein.« Woll't das schönste Lied ihr singen, Wißt, es heißt: »Ich liebe Dich,« Woll't mein herzlich Flehn ihr bringen: »Treue Mutter, denk' an mich!« Woll't sie grüßen, woll't sie lehren: »Liebe trennt und fernt sich nicht; Im Gebet, in Wunsch und Zähren Ist die Tochter stets um Dich.« Düsseldorf, 1820.