Aschermittwoch »Staub bist du und kehrst zum Staube, Denk', o Mensch, an deinen Tod!« Wohl, dies weiß ich, doch mein Glaube Sieht ein ew'ges Morgenroth. Sieht ein Land, wo Friedenspalmen Um des Siegers Scheitel wehn, Wo umrauscht von ihren Psalmen Wir der Engel Chöre sehn. Wo Maria, die Getreue, Ihr geliebtes Kind uns zeigt, Wo die Sehnsucht und die Reue Nun ihr selig Ziel erreicht. Wo der Vater mit dem Sohne Und dem heil'gen Geist zugleich Thront auf einem ew'gen Throne, Unaussprechlich herrlich, reich. Wo wir Den, der je gewesen, Schauen, wie Er ewig war. O, dort wird mein Herz genesen! O, dort wird mein Auge klar! Wo verklärte Seelen streben Ihn, den Einz'gen, zu erhöhn, Wo die sel'gen Märt'rer schweben, Wo die reinen Jungfrau'n stehn. Wo die zarte Magdalene Selig Ihm zu Füßen liegt, Da der Reue bittre Thräne Ihr in Wonne längst versiegt. Wo Johannes, der Geliebte, Innig Ihm am Herzen ruht, Alles Kranke, einst Betrübte Ruht in Seines Schooßes Hut. Wo die heil'gen Schaaren wandeln, Die das Kreuz den Weg gelehrt, Die im Lieben, Dulden, Handeln Hier Sein Bild in sich verklärt. – Wohl mir, daß er Staub einst werde, Dieser Leib von Erd' und Staub! Meine Seele wird der Erde, Wird dem Wurme nicht zum Raub. Hauch ist sie aus Gottes Munde, Und sie kehrt hinauf zum Licht. Sei gesegnet, ernste Stunde, Die einst meine Fessel bricht! Sei gesegnet, stiller Hügel, Der einst meine Asche deckt, Bis das Weh'n der Seraphsflügel Mich vom langen Schlaf erweckt! »Denn du Staub, du kehrst zum Staube Bis zum neuen Morgenroth.« Ja, ich weiß es, doch mein Glaube Hebt mich über Grab und Tod. Düsseldorf, 1820.