Die Bäume Wohl alle Werke meines Herrn Sind ganz vollkommen schön, Doch mag ich fast vor allen gern Die lieben Bäume sehn. Sie lehren mich manch heilsam Stück Für meinen Pilgerlauf, Und ziehn wohl oftmals meinen Blick Zum Himmel hoch hinauf. Die alte, hohe Eiche spricht: »Sei stark, o Menschenherz! Im Glauben steh' und wanke nicht Und streck' dich himmelwärts.« Die Linde sagt: »Sei mild gesinnt, Sei friedlich, sonder Harm, Und breite jedem Müden lind Den schattenreichen Arm.« Mir winkt der Apfelbäume Frucht: »Dein Glaube sei nicht Schein, Und wenn der Gärtner Früchte sucht, So ernt' er reichlich ein.« Die Tanne rauscht: »Sei ernst, sei treu, O Seel', in Freud' und Weh: Dasselbe Kleid im linden Mai, Dasselb' in Sturm und Schnee.« Doch Birke, du mein liebster Baum, In bräutlich schönster Zier, Erblick' ich dich im weiten Raum, So lacht das Herz in mir. Im weißen Kleid, in grüner Kron', O Bäumlein, stehst du hier; – O ständ' ich, Herr! an Deinem Thron Dereinst in solcher Zier! – Ihr lieben Bäume, mahnet noch Recht oft mein irdisch Herz Und wendet meine Seele doch In Sehnsucht himmelwärts! Auf der Reise, 1821.