Die Kunst Aus der Schaar der Götterfreuden Stahl die jüngste Freude sich, Und der Fleiß, ein Sohn der Leiden, Nahte zu ihr jugendlich. Unschuld war in ihren Mienen, Treue war in seinem Blick, Und die Liebe zwischen ihnen Stiftete der Beiden Glück. »Ich ermatte,« sprach die Schöne; »Gieb mir Deine sichre Hand!« »Nimm sie!« sprach er; Eintracht kröne Unser Beider treues Band.« Also wohnten sie im Schatten, Unter aller Götter Gunst, Und das Kind, das Beide hatten, War ein schönes Kind: die Kunst. Von der Mutter lebte Fülle, Götterfüll' in ihrer Brust, Und der Vater gab ihr Stille, Fleiß und Emsigkeit zur Lust. Sorgsam hat er sie erzogen, Zärtlich hat sie sie gesäugt; Götter waren ihr gewogen, Menschen waren ihr geneigt. Aber als, sie zu vermählen, Nun die frohe Zeit erschien, Wer der Götter wird sie wählen? Wem der Menschen wird sie blühn? Zwischen Erd' und Himmel schwebet Sie, der Einsamkeit geweiht; Denn der Mutter Gottheit lebet In des Vaters Sterblichkeit. Die Verlorne zu beglücken, Schaute Jupiter hinab. »Unsern Himmel soll sie schmücken, Sie, die nur der Himmel gab! Aus dem Chor der Götterjugend Wäre Thalia verbannt? Unschuld und Du, frohe Tugend, Holet sie in unser Land!« Unschuld und die Tugend stiegen In der Schwester Einsamkeit, Und aus ihrer Beider Zügen Schuf sie selbst sich Göttlichkeit. Unabtrennlich stets von Beiden, Ward sie wie die Anmuth schön, Und im Chor der Götterfreuden Tanzen jetzt drei Grazien.