7. Alkanzor und Zaida Eine Maurische Geschichte – Englisch Aus den Reliq. of anc. Poetr. Vol. I. p. 342. Die schöne Romanze ist schon dreimal übersezt, daß ich wünschte, sie erschiene jezt zum leztenmal. Im Englischen ist sie nur Nachahmung; das Spanische Original. Säuselnd wehn die Abendwinde, Säuselnd fället kühler Thau, Und schon kommt der Mohr Alkanzor Lichtscheu dort auf dunkler Au. In dem Pallast wohnet Zaida, Die so treu, er sich erkohr, Sie, die schönste junge Mohrin, Er, ein edler junger Mohr. Sehnlich harrt er nun der Stunde, Die sie, ihn zu sehn, versprach, Wanket hin und her; nun steht er, Horchet, schleichet, lauschet nach. Furcht und Hoffen faßt ihn wechselnd, Seufzet tief. – O tritt herfür, Guter Jüngling, sieh, am Fenster, Dort erscheint dein Mädchen dir. Lieblich auf geht Mondes-Schimmer Dem verirrten Schäfersmann, Wenn wie Silberglanz es aufsteigt Berg und Thale güldend an. Lieblich lacht die Pracht der Sonne Den verzagten Seemann an, Wenn sie grausen Sturm zertreibend Glättet auf der Wogen Bahn. Aber tausendmal so lieblich Stielt dem Liebelauscher hier Halbgesehn das schöne Mädchen Durch die Dämmrung sich herfür. Auf den Zehn steht er beklommen, Flüstert Seufzer sanft ihr zu: »Alla mit dir, liebstes Mädchen! Gibst du Tod mir oder Ruh? Ist sie wahr, die Schreckgeschichte, Die mein Knabe jezt erfährt, Daß man einem alten kargen Reichen dich zur Braut gewährt? Daß ihn jezt dein grimmer Vater Bringt von Antiquera schon, Ist, o untreu' falsche Zaida, Ist das meiner Liebe Lohn? Ist es wahr, so sprich mirs immer, Täusche länger nicht mein Ach, Schweige mir nicht, was ja jeder Weiß und andern lispelt nach!« Tief erseufzt das schuld'ge Mädchen, Thränen strömen sanft ihr ab: »Leider wahr, zu wahr, mein Lieber; Hier ist unsrer Liebe Grab! Unsre Freundschaft ist verrathen, Unser Bund ist schon bekannt; Alle meine Freunde wüthen, All das Haus ist Sturm und Brand. Drohen, Schelten, Fluch ist um mich, Vaters Strenge bricht mein Herz. Ich muß fort, o edler Jüngling, Alla weiß mit welchem Schmerz! Alte Feindes Wunden trennten Lange dein und unser Haus; Wie denn, daß dein' edle Tugend Allen Haß mir löschte aus. Wohl ach! weißt du, wie ich zärtlich, Frei von jener Stolz und Groll, Liebte dich, ob ich vom Vater Gleich dich nimmer hofte wohl. Wohl ach! weißt du, wie so grausam Meine Mutter mir verfuhr, Was ich ausstand, dich zu sehen Abend und Frühmorgens nur. Länger kann ich nun nicht streiten; Alle zwingen sie mir ab Diese schwache Hand, und morgen Muß ich in mein Ehegrab. Aber denke nicht, daß deine Treue Zaida das verlebt. Ach! schon sagt mein brechend Herz mir Daß es nicht mehr lange bebt. Lebe wohl denn, süsser Jüngling, Zu sehr leb' ich nur um dich! Diese Schärp', ein Abschiedszeichen, Wenn du's trägest, denk an mich! Bald, Geliebter, wird ein werther Mädchen lohnen deine Treu; Sag ihr denn, daß deine Zaida Um dich früh gestorben sey!« So betäubt, verworren goß sie Aus vor ihm der Liebe Schmerz. Tief erseufzt er, rief: »O Zaida, Brich, o brich nicht so mein Herz! Kanst du's denken, dich verlieren Soll ich, und so seyn in Ruh? Lieber todt zu tausendmalen, Und der Alte todt dazu! Und kanst du dich denn so schimpflich Ihnen lassen? Fleuch zu mir! Dieses Herz soll für dich bluten, Dieser Arm soll dienen dir!« »All umsonst, umsonst, Alkanzor, Mauern, Wachen sind da vor, Kaum erstahl ich diesen Blick noch, Wo mein Mädchen steht am Thor. Horch, ich hör den Vater stürmen, Horch, die Mutter tobt auf mich; Ich muß fort! Leb wohl auf ewig! Güt'ger Alla leite dich!« –