9. Zaid an Zaida Spanisch [Vgl. zu Nr. 8.] Schöne Zaida meiner Augen! Meiner Seele schöne Zaida! Du, die schönste der Mohrinnen, Und vor allen Undankbare. Du, aus deren schönen Haaren Amor tausend Neze stricket, Drinn sich, blind von deinem Anschaun, Tausend freie Seelen fangen! Welche Lust empfandst du, Stolze, Dich mir also zu verändern! Weist, wie sehr ich dich anbete, Und begegnest mir nun also! Ach wie übel, süsse Feindin, Lohnst du meine treue Liebe! Da statt Gegenliebe du mir Unbestand und Undank giebest. Wie so schnell sind sie entflogen Deine Worte, deine Schwüre! Gnug, daß es die deine waren, Nahmen Flügel sie und flogen. Denke, wie an jenem Tage Du mir tausend Liebeszeichen, Ach so zarte Zeichen gabest, Daß so zart sie welken musten. Denk, o denke, wenn dir, Zaida, Dies Erinnern jezt nicht widert, Welch Vergnügen du empfandest, Wenn ich deinen Pallast umzog. Wenn am Tage auf den Punkt schnell Du hin an das Fenster hüpftest, Oder Nachts dich auf dem Balkon, Dich am Gitter sprechen liessest. Wenn ich ausblieb, oder säumte, Welche Eifersucht dich brannte; Aber nun, wie bist du anders! Heissest mich, an Hof zu gehen. Heissest mich, dich nie zu sehen, Nie dir Briefe mehr zu schreiben, Dir, der einst so lieb sie waren, Und nun Unlust dir erregen. Ach, o Zaida, deine Liebe, Deine Gunst und süssen Worte Haben sich mir falsch entdecket, Haben dich mir falsch erwiesen. Kurz, du bist ein Weib, o Zaida, Nur geneigt zum Unbestande, Betest an, was dich vergisset, Und vergiss'st, was dich anbetet. Aber hasse mich, o Zaida, Dir in Nichts zu gleichen, will ich, Wärest du von hartem Eise, Mehr nur meine Flamme nähren, Will dir deine Untreu lohnen Mit viel tausend Liebesängsten, Denn, o Zaida, wahre Liebe Wird sehr spät nur unbeständig.