13. Hochzeitgesang Latein Aus Katull: einem Dichter, der weit leichter ist zu verschönern als zu übersetzen. CHOR DER JÜNGLINGE: Auf! der Abend ist da! ihr Jünglinge auf! am Olympus Hebt der langersehnete Stern sein funkelndes Haupt schon. Laßt das triefende Mahl! es ist Zeit! es ist Zeit! denn im Nu wird Kommen die Braut und soll der Hymenäus ertönen. Hymen o Hymenäus! Hymen komm Hymenäus. MÄDCHEN: Jungfraun, schauet ihr nicht die Jünglinge? Ihnen entgegen, Auf! der Bote der Nacht, er schwingt die himmlische Fackel. Wahrlich! sehet ihr nicht, wie sie sich zum Kampf schon rüsten: Nicht vergeblich rüsten! der Sieg im Gesange wird ihr seyn. Hymen o Hymenäus! Hymen komm Hymenäus. JÜNGLINGE: Brüder, es ist uns nicht so leicht die Palme verliehen! Seht, wie die Jungfraun dort nachsinnend suchen Gesänge, Nicht vergebens sinnen sie nach; sie suchen das Schönste, Wohl das Schönste, da sie mit ganzer Seele sich mühen; Und wir schweifen umher, das Ohr, die Seele getheilet. Billig siegen sie denn: denn Sieg will Mühe! Wohlauf noch Itzt ihr Brüder, o ruft zum Gesang' die Seele zusammen. Sie beginnen im Nu; im Nu soll Antwort ertönen. Hymen o Hymenäus! Hymen, komm Hymenäus. MÄDCHEN: Hesperus, blickt am Himmel wohl Ein grausamer Gestirn, als Du, der Mutterarmen vermag die blühende Tochter Zu entreissen, sie loszureissen dem Arm, der sie festhält Und dem brennenden Jüngling' ein keusches Mädchen zu geben. Feind' in eroberter Stadt, was können sie härter beginnen? Hymen o Hymenäus! Hymen komm Hymenäus. JÜNGLINGE: Hesperus, ist am Himmel wohl ein holdseliger Stern, als Du, deß Flamme den Bund der treuen Liebe nun festknüpft, Knüpft das Band, das Männer, das Eltern geschlungen und eh nicht Zuziehn konnten, bis dein segnendes Auge darauf blickt. Können Götter uns mehr verleihn als die glückliche Stunde? Hymen o Hymenäus! Hymen komm Hymenäus. MÄDCHEN: Hesperus, ach ihr Schwestern, er hat uns Eine Gespielin Weggeraubet, der Räuber, dem jede Wache vergebens Lauret, der die Diebe verbirgt und wenn er mit anderm Namen 82 wiedererscheint, die er barg, nun selber enthüllet. JÜNGLINGE: Hesperus, höre sie nicht: sie singen gedichtete Klagen Was sie schelten, es ist, was still ihr Herz sich ersehnet. Hymen o Hymenäus! Hymen komm Hymenäus. MÄDCHEN: Wie die Blum' im umzäunten Garten verschwiegen heranblüht, Nicht vom weidenden Zahn, von keinem Pfluge verwundet, Auferzogen von Regen und Sonne, von schmeichelnden Lüftchen Sanft gewebet; es wünschen sie Knaben, es wünschen sie Mädchen. Aber kaum ist sie geknickt vom zartesten Finger, Ach, denn wünschen sie Knaben nicht mehr, nicht wünschen sie Mädchen. So die Jungfrau: Blühet sie noch, die Liebe der Ihren Unberühret; so bald sie sinkt die zärtliche Blume, Ach, denn lieben sie Knaben nicht mehr, nicht lieben sie Mädchen. JÜNGLINGE: Wie im nackten Felde die Rebe sinket zu Boden, Hebt sich nimmer, erzieht nicht Eine fröliche Traube, Bis sich Wipfel und Wurzel im dunkeln Staube verschlingen; Nicht der Landmann achtet der Armen, der weidende Stier nicht. Aber windet sie sich empor dem gattenden Ulmbaum, Achtet hoch sie der Landmann, hoch der weidende Stier auch. So die Jungfrau; altet sie öd' im Hause der Ihren – Aber hat sie das Band der reifen Ehe vermählet, Achtet hoch sie der Mann, es achten hoch sie die Eltern. Jungfrau, sträube dich nicht. Mit solchem Manne zu streiten Ist nicht billig, ihm gab dich der Vater, ihm gab mit dem Vater Dich die liebende Mutter, und du must beiden gehorchen. Deiner Jugend Blume, du denkst, sie ist dein, sie ist nicht dein Ganz; ist deines Vaters, ist deiner Mutter; der dritte Theil gehöret dir nur, und du willt zweien entgegen Streiten? sie geben dich mit der Morgengabe dem Eidam. Hymen o Hymenäus! Hymen komm Hymenäus.