Das menschliche Leben Ein philosophisches Seestück. Mit Dämmernacht bedeckt auf wüstem, weitem Meer, Ohn' Leitstern und Magnet, zieht dort ein schwimmend Heer; Sie rudern; Jeden treibt Gefahr und Trieb zum Ruder, Und Niemand weiß, wohin, und Jeder frägt den Bruder: »Wohin?« Sie sehen All', wie weit ein Ruder schlägt, Doch wohin Well' und Schlag und Meer sie Alle trägt – Da blinden, stammeln sie! und Alle streben weiter. Der – leiten will er nicht und will auch keinen Leiter, Und rudert! – Heere dort, in Haufen ziehen die, Und Schreier ziehn voran, und Alle rufen sie: »Mir nach! mir nach allein!« und klopfen wild und flammen Anmaßend wild empor; jetzt stürmen die zusammen Und zwingen, fluchen, drohn und quälen mit sich fort. Das arme Mitleid folgt und lindert hie und dort Und tröstet, wo es kann; die Schiffe kreuzen, zagen. Wohin hat Strudel dies, wo das der Strom verschlagen? Auf Klippen? in den Grund? Untiefen? Sand und Strand? Ach, der sie schiffen hieß! – Trifft eines, keines Land? – Sei ruhig! Alle trägt das milde Meer schon weiter, Der keine Leiter hat, und alle blinde Leiter! Wer schnell und ruhig treibt, wer ächzt und liegt im Sand: Sieh! dort lacht Ufer schon, sie kommen All' an Land.