9. Elisabeths Trauer im Gefängniß Englisch Von Shenstone, einem der sanftesten und natürlichsten Dichter der Engländer in ihren lezten so künstlichen Zeiten. Aus Dodsley's Collect. Tom. IV. p. 333. Wollt ihr hören wie Elise 52 Klagend im Gefängniß sang, Als der Schwester stolze Grösse Sie zu bittern Thränen zwang. Spielend scherzten muntre Mädchen Rings um ihres Kerkers Wacht; Ach wie konnt sie jetzt beneiden, Was der Grosse sonst verlacht. »In der Ruhe Thal gebohren, Wer verliesse je das Thal? Drängte sich nach Kron' und Purpur, In des Hofes goldnen Saal? Fern von Bosheit, wie von Schätzen, Stiller Lieb und Freundschaft hold – Ach, was kann wie Lieb' ergötzen, Sie, die mehr ergötzt als Gold. Arme Schäfer, ihr beneidet Oft, so oft der Grossen Glück, Weil sie Gold, statt Wolle, kleidet, Gold, des Herzens böser Strick; Liebe, wie die goldne Sonne, Wärmt und stralet euch so gern, Mahlt euch an der Brust ein Blümchen Ueber Ordensband und Stern. Sieh, wie dort das Mädchen singend Ihre Heerde treibt zur Ruh: Schlüsselblümchen neuentspringend Grüssen sie und horchen zu. Welche Königin der Erde Blickte je und sang so froh? Ach beladen mit Juwelen Schlägt und singt kein Herze so. Wär' ich auch mit euch gebohren, Auch ein Mädchen in dem Thal, Ohne Fesseln, ohne Kerker Hüpft' ich in der Freiheit Saal. Klimmte über Fels und Hügel, Sänge Liebe, Lust und Scherz: Meine Kron' ein Wiesenblümchen, Und mein Reich des Schäfers Herz.«