Xenien
1.
Wem es gelingt, in seine Brust
Nur
eine
stille Nacht zu schauen:
Der hat wohl fürder keine Lust,
Sein Haus auf euern Sand zu bauen.
Drum laßt mich meiner Wege gehen!
Nicht Sturm, nicht Klippe soll mich schrecken:
Die Welt, die ich im Traum gesehen,
Will ich, der Welt zum Trotz, entdecken.
2.
Hundscourage
Winken nur leise die Herren einmal mit dem drohenden Finger:
Puh! wie wächst dann im Nu ihren Lakaien das Herz.
3.
Concedo!
»
Don Quixote, Don Quixote
!« rufen alle Zeitungsschreiber.
Nur zu wahr! Für Paladine hielt auch ich die Eseltreiber.
4.
Entpuppung
Deserteur? – »Mit Stolz. Ich habe des Königes Fahne,
Die mich gepreßt, mit des Volks soldlosem Banner vertauscht.«
5.
Dem Zensor
Unseliger Eunuche du,
Der unsres Geistes Hauch bewacht,
Und sich für seines Sultans Ruh'
Zum gottverfluchten Knechte macht!
Du hast mein bloßes Wort verdammt,
Weil's nicht in eure Küche paßt: –
Hat minder drum dies Herz geflammt
Und minder dich und ihn gehaßt?
O glaub' den Geist nicht unterjocht,
Wenn du vom Leib ein Glied getrennt!
Du Sklave putzest nur den Docht,
Damit das Licht noch heller brennt.
6.
A baculo ad angulum?
Meint ihr, es solle der Mann das Licht aus Ärger verbannen,
Weil sich den Fittich ein paar schwärmende Mücken versengt?
7.
Frage
Sage mir, Freund: wann erscheint sie, die Prachtausgabe von Deutschland?
Subskribierten doch schon unsere Väter darauf.
Längst ist's unter der Press' im Notenverlage zu Frankfurt:
Aber ich wünschte, die Herrn gäben es endlich heraus!
Antwort.
St! – es erscheint – doch erst in russische Juchten gebunden:
Also bekommen's dereinst unsere Kinder beschert.
8.
Zeitgemäßer Fortschritt
Aus Judas' Strick ward nun ein Bändchen,
Das man auf einen Lumpen näht,
Der um die dreißig Vaterländchen
Das deutsche Vaterland verrät.
9.
Alles für das Volk, nichts durch das Volk
Volk! dein goldenes Vlies nur zieht in der Wage des Fürsten:
Und er veredelt das Schaf, wenn ihm die Wolle zu schlecht.
10.
An das Volk
Seht mir am
Ruder
die Herrn! Dir überläßt man das
Steuern
–
Nun, wer das Steuern versteht, dächt' ich,
regier'
auch das Schiff!
11.
An Dito
(Zum Dombau-Album.)
Richtig, du bist ein Riese. – Das war auch jener Philister,
Dem ein winziger Knirps stopfte
mit Steinen
das Maul!
12.
X. für U.
Baut Dome oder Pyramiden,
Das stellt nicht Rhein noch Nil zufrieden!
Sie dienen ja beide nur dem Tod:
Doch das Leben begehrt lebendig Brot.
13.
Unsres Wegs!
Preist nur mit bezahlter Lippe,
Preist die Gnaden eures Herrn;
Sicher führt zu einer Krippe
Uns auch des Jahrhunderts Stern!
14.
Andre Zeiten, andre Sitten
Wenn der Erlöser erscheint, wohl grüßen ihn wieder die Hirten:
Aber es bleiben gewiß diesmal die Könige aus!
15.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Franklin entriß dem Himmel den Blitz, den Tyrannen den Zepter:
Glaubt mir, das war von je ein und dasselbe Geschäft!
16.
Die Unerlauchten
Nur der Blitz, der sie trifft, kann unsere Herren erleuchten,
Gute
philosophi
, steckt eure Laternchen doch ein!
17.
Unglückliche Liebe
Nicht an den Königen liegt's – die Könige lieben die Freiheit:
Aber die Freiheit liebt leider die Könige nicht!
18.
Hausordnung
»Negatives Geschlecht!« Nur Geduld: erst hält man die Aerndte,
Dann aus dem frischeren Korn backen die Söhne das Brot:
Und zwar besseres Brot als jüngst uns
Becker
gebacken,
Das den Germanen auf lang wieder den Magen verdarb.
19.
Die (alte) »Kölnische Zeitung«
Aus der Küche unsres Hofes kommt die Farce des Gedärmes:
Und die Wurst wird fabrizieret von Herrn Johann Jakob
Hermes
.
20.
Hermes Psychopompos
Hermes, Hermes, Schattenführer, großer Toten-General!
Gott der Diebe, Gott der Krämer, Gott der Deutschen allzumal;
Immer bist du noch beflügelt wie in der antiken Welt:
Doch die Schwingen an den Füßen deuten
jetzt
auf Fersengeld.
21.
Die »Allgemeine«
Daß dich, alte Sünderin, doch! nun lernt sie noch beten –
Freilich, so haben es stets alle Gemeinen gemacht.
22.
Herr von Cotta
»Preßfreiheit! so, so? – Was hilft mir ein Fittich im Garten?
Nur in dem
Käfige
, wißt, kauft man den Vogel mir ab.«
23.
Dito
»Euer Wissen ist nur Dunst,
Und so lernt von mir, dem Alten:
Ich allein versteh' die Kunst,
Blätter
ohne
Stiel zu halten
.«
24.
Zurücktritt der »Oberdeutschen Zeitung«
Zwar der Deutsche ist geduldig, aber
alle
Tage Rüben – –
Nein! da wär' der ärmste Teufel länger nicht dein Gast geblieben.
25.
Dieselbe als Wöchnerin
Alle Tage viel verheißen, alle Tage groß gesprochen:
Aber erst nach achtzehn Monden kommt das Fräulein in die Wochen!
26.
Derselbigen Grabschrift
Die den Appetit mit Runkeln sich und uns schon längst verdorben:
Ist an
unverdautem Haber
endlich gänzlich abgestorben.
27.
Die »Jahrbücher der Gegenwart«
Wie sie sich ärgern, die Schwaben, daß wieder das
Rad
der Geschichte
Weiter zu gehn sich erlaubt ohne den Tübinger
Stift
!
28.
O Weimar!
Immer noch trinken sie abends den Tee und plaudern zusammen
Über den Strumpf, den die Hahn oder die Paalzow gestrickt:
Doch, statt Spiritus, reicht man die abgeblasene Milch jetzt,
Die ein Gewitter vor zehn Jahren schon sauer gemacht.
29.
Hahn-Hahn
»Lauter echte Vollblut-Küchlein zog ich in den letzten Wintern:
Zum Beweise tragen alle noch die Eierschal' am Hintern.«
30.
Rückert
»Blume vom Ganges, die jüngst an die Spree Kunstgärtner verpflanzten,
Wo mich im Glashaus jetzt Damen und Kinder besehn.«
31.
Uhland
Uhland schweigt in der tatlosen Zeit. Es entsagen die Besten
Um das verlorne Geschlecht einer verlorenen Müh'.
Männer erzog er sich nicht zu dem Hochwuchs seiner Gedanken,
Und für die müßige Welt sang er Romanzen genug.
32.
Lenau
Andere singen, du
schlägst
, o melancholischer Sprosser!
Schlägst in verzweifeltem Kampf, selber verzweifelnd, mit uns.
33.
Platen
Kalt und stolz, ein Gletscher, erhebst du dich über die Fläche,
Die das gemütliche Vieh unsrer Poeten begrast:
Selten gewahrt ein Wandrer den Kranz hochglühender Rosen,
Den du vor frevelnder Hand unter dem Schnee verbirgst.
34.
Ludwig Feuerbach
Wie muß des Denkers scharfes Schwert
In eure Hasenseelen fahren!
Hört doch: »Das Beste ist nicht wert,
In Ewigkeit es aufzusparen;
Was einmal die Natur erschuf,
Kann sie auch noch einmal erschaffen.«
Allein vergebens ist sein Ruf
An Kinder und an Laffen.
Es stellt vergebens ihr Symbol
Der kühne Adler an den Pranger:
Jedwede Puppe, noch so hohl,
Fühlt sich mit einem Falter schwanger.
Vergeblich läuft der Genius Sturm,
Die Burg des Unsinns zu bezwingen:
Es will's nun einmal jeder Wurm
Zum Schmetterlinge bringen.
35.
Bestiale Poesie
Was erlebt man doch Geschichten!
Tolle Zeiten, tolle Moden!
Denkt doch: deutsche Hasen dichten
Jetzund auf die Löwen Oden.
36.
[Kommentatoren]
Auch der Parnaß ist gebahnt, und wer nicht gerne zu Fuß geht
Findet in Leipzig ein Heer trefflicher Esel bereit.
37.
Pegasus im Joche
»Muß ich«, sprach mein Pegasus, »meiner Freiheit denn entsagen:
Zieh' ich lieber doch am Pflug, als selbacht am großen Wagen;
Fress' ich lieber doch mein Heu aus des letzten Bauern Raufe,
Als ich aus der Marmorgrippe mit dem Vieh des Hofes saufe.«
38.
Opera posthuma
»Nichts als Schreiben!« – Ja, zum Henker! Doch was rechtet ihr mit mir?
Machtet ihr nicht so viel Lumpen, hätt' ich nicht so viel Papier.
Aber, streichen wir die Hälfte – »Mit dem Rest, was willst du machen?«
Nichts, ihr Herrn! es macht mein Knabe einst daraus noch – einen Drachen.
39.
Dauer im Wechsel
Da ist nichts unten, ist nichts oben,
Die Pfaffen haben es längst verschoben,
Mit Augenverdrehn, mit Phrasenschwalle –
Krummacher
sind und bleiben sie alle!
40.
Was man nicht lassen kann
Ob sie katholisch geschoren, ob protestantisch gescheitelt,
Gleichviel: immer gerät man den Gesellen ins Haar.
41.
Bauer-Krieg
Tröste dich, Heilige Schar! denn die tapfere Garde von Potsdam
Fliegt in gestrecktem Galopp gegen die Bauer herbei.
42.
Der neueste Sündenfall
Du arme Menschheit! wie mir graut
Vor deinem bösen Gestirne:
Kaum hast du den alten
Apfel
verdaut,
So beißest du in die
Birne
!
43.
Guten Morgen, Nachbar!
Krähe nur, gallischer Hahn! daß endlich die deutschen Gespenster
Vor dem erwachenden Licht kriechen ins Dunkel zurück.
44.
Ein deutscher Mann mag keinen Franzmann leiden,
Doch seine Weine trinkt er gern.
Goethe.
Franken, o Franken, wie wart ihr so blind! ihr tanztet wie Wilde
Um die geheiligte Glut, ach! und die Suppe verdarb.
Deutsche Begeisterung, seht, das fromme Familienfeuer,
Kochte die Rübchen indes, die ihr den Fürsten geschabt.
45.
Panem, non Circenses!
»Brot!« so rufet das Volk, und ihr? ihr gebet ihm
Steine
:
Sagt mir, Pfaffen, doch an: heißt ihr das christlich gedacht?
»Brot!« so rufet das Volk: da forschen und suchen die Weisen,
Suchen nur wieder den Stein, des uns so wenig gebricht.
»Brot!« so rufet das Volk, und die Herrschenden treten zusammen
Und rings fliegen daher wiederum Steine – zum Dom.
46.
Die Kommunisten
Spottet des Völkleins nicht! es hat ja den römischen Adler
Eine geringere Zahl solcher Apostel gestürzt.
47.
Neuchristliche Malerei
Für dein heilig Gepinsel empfang die Palme des Jenseits!
Doch diesseitigen Kranz hat dir die Muse versagt:
Denn du spucktest ins Antlitz der Göttlichen, setzest im Knechtssinn
Ihr selbstleuchtend Gestirn frech zum Trabanten herab!
48.
Metternich
Weinbau und Politik sind dir verwandte Geschäfte:
Denn du ziehest am Stock Völker und Reben herauf.
49.
Ça ira!
»
E pur si muove
« sei 's Panier,
Sie dreht sich eben doch herum!
Da hilft euch weder bayrisch Bier,
Noch preußisch Christentum.
50.
Der Kunstprotektor
»Alles kann ein Pinsel adlen, Alles macht ein Pinsel eben,
Einen Satyr kann ein deutscher Pinsel zum Apoll erheben.
Darum, nur mit Andacht trete man vor meine Pinsel hin:
Aber vor dem allergrößten sollen meine Bauern knien.
Sie gewinnen, wenn des Landes Vater für die Pinsel brennt:
Denn die Schweine müssen steigen durch solch borstig Regiment.«
51.
Griechische Revolution
»Hopfen und Malz, o Herr, ist an diesen Athenern verloren!«
Also berichteten jüngst bayrische Bräuer nach Haus.
52.
Partielle Auferstehung
Zweifelt hinfüro mir nicht an der Auferstehung der Toten:
Hab' ich doch selbst in Berlin Hunderte neulich gesehn!
Sind sie auch nicht mit Fleisch und Blut, gleich Menschen, bekleidet:
Hört man doch fernhin schon klappern das dürre Gebein.
Zwar
die
Ehre wird nur – den Schriftgelehrten, dem Adel:
Denn an den Lazarus hat nie noch ein König gedacht.
53.
Das Reskript an Willibald Alexis
Unser gnädigster Herr, seht, welch ein Freund des Pikanten:
Mit höchsteigener Hand salzt er die
Häringe
ein.
54.
Antigone in Spree-Athen
»Tut desgleichen wie ich: lernt euere Toten begraben!
Einziger Rat, den ich euch, Deutsche, zu geben vermag.«
55.
Seydelmann auf dem Todbette
»Hätt' ich wie Cäsar gedacht, ich wär' in Schwaben der Mimen
Erster geblieben, anstatt Numero II. in Berlin.«
56.
Sanssouci
Arie
Deutschland ist nun außer Not:
Windmühl' hat den
Don Quixote!
Und du scheinst mir ein bekanntes
Hauptkapitel aus
Cervantes.
57.
Die Dekorierten
Nur
Anmerkungen
sind sie, die Herrn, zum Text der Geschichte:
Darum hat man sie auch alle mit *** versehn.
58.
Verschiedene Auffassung
»
Citoyens
! zur Guillotine, zur Laterne mit dem Adel!«
Gott behüte! die Insekten spieß' ich nur mit meiner Nadel.
59.
Zahn um Zahn!
»Lange genug erhob ich zum Adel eueren Abschaum:
Nehmt jetzt, Bürger, dafür adligen Kehricht zurück!«
– Anders erzählt die Geschichte vom florentinischen Volke,
Das mit dem Adelsdiplom seine
Verbrecher
bestraft.
60.
Prärogative
Seid ihr wirklich
bessern
Blutes als das bürgerliche Pack:
Hütet euch doch vor den Flöhen, denn die haben drin Geschmack!
Sollten's meine Flöhe merken, meine
Sans-culotten
-Flöhe,
Diese kleinen Epigramme: weh' dem deutschen Adel, wehe!
61.
Der rote Adler
»Als Preußen einst – dank jener Knute!
Beim großen Raube mitgeerbt:
Da haben sie in Polens Blute
Auch meine Schwingen rotgefärbt.
An goldner Kette schmacht' ich hier
Und bin der Bote ihrer Witze:
O Zeus, nimm deinen Aar zu dir.
Und gib ihm wieder deine Blitze!«
62.
Rot: I. II. III. IV. – Schwarz
Adler! ihr
klassischen
Adler, ihr
ordentlich
roten und schwarzen! –
Wo nur immer ein Aas, sammeln die Adler sich schnell.
63.
»Quid novi ex Africa?«
An J. Fr.
»Wanderer, steh! und sage mir an, in welcher Verfassung
Ihr das gepriesene Volk jener Borussen verließt?
Sind die Poeten noch nicht im Preise gestiegen, und haben
Immer die Fähndriche noch doppelten Dichtergehalt?
Junkert man immer noch viel und schätzt die Menschen noch immer
Nur nach der Größe des Wurms, der sich im Fleische verbirgt?
Mehrt die Canaille sich stark, seit jüngst in Gnaden geruht ward,
Daß ein adliger Lump werde zum Bürger gemacht?
Wieviel Pfaffen, o sprich, wieviel Trompeter des Glaubens,
Wieviel Heilige stehn bei den Ministern in Gunst?
Hat sich der Himmel gebührlich bedankt schon wegen des Sonntags
Besserer Feier, die ihm seine Getreuen votiert?
Dann von der Staatszeitung zweideutigem Rufe verkünd' uns:
Wer doch erfreut nunmehr ihrer Umarmungen sich?
Zählt sie noch immer, o Glanz! drei Leser auf einen Redaktor?
Schmiert sie dem russischen Bär immer noch Honig ins Maul?
Seit sich der Fürsten Romantiker jüngst mit dem Fürst der Romantik
Enge verbunden, wie ist's um das Theater bestellt?
Liest er noch immer so hübsch, der Tieck? Was ma chen die Alten?
Welche Komödie wird eben bei Hofe studiert?
Ist Reineke der Fuchs bei seinem erhabenen Schwager,
Oder sein Schwager, der Petz, wieder einmal in Berlin?«
64.
Eichhorn
Aus einem Bilderbuche für kleine Kinder
Viel Nüsse knackt es schwerlich,
Sein Maul ist alt und steif,
Sein Kopf gar ungefährlich,
Doch riesenhaft – sein Schweif.
65.
Was klein, ist niedlich
Als ihm der
Schön
zu groß geworden,
Schickt' er ihn fort, mit einem Orden;
Doch, um bei der Familie zu bleiben,
Ließ er ein
Schön-lein
sich verschreiben.
66.
Practica est multiplex
»Wie? du verschmähst die Mixturen, die deinem Vater geholfen?
Topp! Ich trinke mit dir; einer doch bleibt auf dem Platz.«
67.
Simile claudicat
Mehr nicht, als was Diogenes bat von dem Held Alexander,
Bat ich, o Fürst! von dir; aber vergib den Vergleich:
Eins
nur hast du gemein mit dem Mann; – doch im übrigen merkt man,
Daß ihr bis jetzt nicht viel Griechisch aus Sophokles lernt.
68.
Das neueste rheinpreußische Strafgesetzbuch
(Ephes. VI. 14. nach Luther.)
»Ziehet den
Krebs
der Gerechtigkeit an!« so steht es geschrieben;
Nun, ich dächte, dies Buch hätte doch Ordre pariert!
69.
Die Verwerfung
Wie sie ungebärdig werden! wie sie ihre Fackeln schwingen!
Nun, er wußt' es: nur mit
Prügeln
ist sein Volk vom Fleck zu bringen.
70.
»Ständ'sche Verfassung« – das heißt: man hat dem Sklaven die Kette
Jetzo mit einiger Scham unter den Mantel versteckt.
71.
Wind, Wind
Gebt euren Sand für Felsen aus
Und baut papierne Mauern;
Im Wind zerstiebt das Kartenhaus
Von Königen und Bauern!
72.
Kabinettsordre
»An mein Volk« – – Lest's nicht! das ist ja die alte Geschichte:
Wenn sich die Völker geregt, haben die Fürsten
geruht
.
73.
Zur Farbenlehre
Pocht nicht auf eurer Lehre Reinheit!
Denn, wär' der Fürst des Staates Einheit
Und Weiß und Schwarz der Staat, o schau:
Da wär' der Fürst bedenklich grau.
74.
»Ich wünsche Ihnen von Herzen einen Tag von
Damaskus, und Sie werden Ungeheures wirken.«
Friedrich Wilhelm
Auf dem Wege von Damasko
Machte Saulus einst Fiasko:
Doch, das ihn bekehrt, das Licht,
– Ein Berliner war es nicht!
75.
Christlich-Germanisch
Im Anfang war das Wort, beim Worte wird es bleiben:
Der König, unser Herr, wird reden und wir – schreiben.