Neujahr 1841 Herr, o Herr, soll größer noch Deine Kette werden? Reicht sie von dem Himmel doch Längst herab zur Erden! Wieder, weil ein Jahr verging, Sprudelt man Sonette, Singt von einem neuen Ring An der alten Kette. Kette, o du klirrend Bild, Schreckwort aller Zungen, Welch ein Gott hat grausam wild Dich ums All geschlungen? Daß er seine Sterne wohl Vor dem Falle rette, Muß der Ewigkeit Symbol Bleiben eine Kette? Kann der Jahre Trauerschar, Herr, dir nicht genügen? Wirst du immer, immerdar Ring zum Ringe fügen? Endigt nie der Menschheit Qual? Hebt sie nie ihr Bette? Wächst sie nie, der Freien Zahl? Wächst nur deine Kette? Fragend schaut' ich manche Nacht Auf zu deinen Hallen; Endlich, hab' ich oft gedacht, Muß die Kette fallen. Ach! mein Hoffen trieb im Sturm Auf dem letzten Brette, Und ward, ein getretner Wurm, Auch ein Ring der Kette. Herr, o spare deinen Grimm Fürder den Tyrannen, Einmal mit dem Jahre nimm Einen Ring von dannen! Gib uns, was wir heiß gesucht, Trüg's auch Dorn und Klette, Mindre nur die schwere Wucht Deiner goldnen Kette! Nimm, die sie so lang umfing, Nimm sie von der Erden; Laß der Kette letzten Ring Freiheitsbrautring werden! Höre unser banges Schrein: Herr, o Herr, errette, Und den Teufel laß allein Ewig an der Kette! Ja! du wirst. Schon seh' ich, traun! Neue Sterne ziehen, Neue Tempel seh' ich baun, Neue Völker knieen; Donnerklang und Harfenton Rufen in die Mette – Still! die Engel opfern schon Einen Ring der Kette.