2. Der großen Städte nächtliche Emporen Stehn rings am Rand, wie gelbe Brände weit. Und mit der Fackel scheucht aus ihren Toren Der Tod die Toten in die Dunkelheit. Sie fahren aus wie großer Rauch und schwirren Mit leisen Klagen durch das Distelfeld. Am Kreuzweg hocken sie zuhauf und irren Den Heimatlosen gleich in schwarzer Welt. Sie schaun zurück von einem kahlen Baume, Auf den der Wind sie warf. Doch ihre Stadt Ist zu für sie. Und in dem leeren Raume Treibt Sturm sie um den Baum, wie Vögel matt. Wo ist die Totenstadt? Sie wollen schlafen. Da tut sich auf im ernsten Abendrot Die Unterwelt, der stillen Städte Hafen, Wo schwarze Segel ziehen, Boot an Boot. Und schwarze Fahnen wehn die langen Gassen Der ausgestorbnen Städte, die verstummt Im Fluch von weißen Himmeln und verlassen, Wo ewig eine stumpfe Glocke brummt. Die schwarzen Brücken werfen ungeheuer Die Abendschatten auf den dunklen Strom. Und riesiger Lagunen rotes Feuer Verbrennt die Luft mit purpurnem Arom. Kanäle alle, die die Stadt durchschwimmen, Sind von den Lilienwäldern sanft umsäumt. Am Bug der Kähne, wo die Lampen glimmen, Stehn groß die Schiffer, und der Abend träumt Wie zarte goldene Kronen um die Stirnen. Der tiefen Augen dunkler Edelstein Umschließt des hohen Himmels blasse Firnen, Wo weidet schon der Mond im grünen Schein. Die Toten schaun aus ihrem Winterbaume Den Schläfern zu in ihrem sanften Reich. Und das Verlangen faßt sie nach dem Saume Des roten Himmels und dem Abend weich. Da stürzt sie Hermes, der die Nacht erschüttert Mit starkem Flug, ein bläulicher Komet, Den Grund herab, der meilentief erzittert, Da singend ihn der Toten Zug durchweht. Sie nahn den Städten, da sie wohnen sollen, Draus goldne Winde gehn im Abendflug. Der Tore Amethyst im tiefen Stollen Küßt ihrer Reiherschwingen langer Zug. Die Silberstädte, die im Monde glühen, Umarmen sie mit ihres Sommers Pracht, Wo schon im Ost wie große Rosen blühen Die Morgenröten in die Mitternacht.