Das infernalische Abendmahl 1. Ihr, denen ward das Blut vor Trauer bleich, Ihr, die der Sturm der Qualen stets durchrast, Ihr, deren Stirn der Lasten weites Reich, Ihr, deren Auge Kummer schon verglast, Ihr, denen auf der jungen Schläfe brennt Wie Aussatz schon das große Totenmal, Tretet heran, empfangt das Sakrament Verfluchter Hostien in dem Haus der Qual. Besteigt die Brücke auf dem schwarzen Fluß, Darüber wallet der Verfluchten Schar. Und dunkel grüßt euch groß der Portikus, Durch den in Dämmrung glänzt der Hochaltar, Den tausend Kerzen schmücken, die von Blut Und Fett der Ungebornen sind gedreht. Wo Knochen hängen, und der rote Sud Teuflischen Weihrauchs euch entgegenweht. Wo Priester in der höllischen Soutane In Reihen knien, zu hellem Meßgeläut, Wo von den Kanzeln Fahne über Fahne Wie rote Höllenflamme euch bedräut. Ein nackter Abt bläht vor dem Götterbild Den feisten Bauch, da er die Messe singt. Er greift den Kelch, mit rotem Blut gefüllt, Den hoch er auf das Haupt der Menge schwingt. »Trinket mein Blut.« Er trinkt den Becher leer, Der in sein Herz wie rote Lava quillt. Sein Gaumen leuchtet wie ein rotes Meer, Der von dem Glanz des Götterblutes schwillt. Auf euren Schläfen, wo der Horst der Qual, Die schwarze Bastion der Hölle droht, Springt eine Flamme auf, die spitz und schmal Wie der Skorpione schwarze Zunge loht. Nachtschwarze Wolken drängen in den Dom Voll Sturm und Blitzen durch das große Tor. Ein Wetter tost. Im schwarzen Regenstrom Versinkt der Orgel Ton im fernen Chor. Die Gräber springen auf. Der Toten Hand Streckt weiß und kalt die Knochenfinger aus. Sie winken euch aus ihrem dunklen Land. Und ihr Geschrei erfüllt das Riesenhaus. Die Fliesen brechen auf. Und Lethe braust Tief unten über einen Wasserfall. Der Abgrund schwindelt Meilen tief und saust Voll ungeheurer Stürme weitem Hall. Die Höllensöhne fahren ihn herab Mit schwarzem Takelwerk durch den Typhon. Sie schauen singend in das weite Grab Vom Totenkopfe ihrer Schiffs-Galion.