3. Schläfst du? Es ist schon Tag. – Ist's wirklich Tag? Mich dünkt, die Nacht ist eben angebrochen. Mein Ohr ist taub dem frühen Stundenschlag. Es lauscht, wie es getan seit so viel Wochen, Ob noch das Stimmchen uns nicht rufen will, Das Fingerchen an unsre Türe pochen. Rief es nicht da? Nein; alles totenstill, Und nur der Gram, der über Nacht geruht, Schreit plötzlich auf mit Stöhnen, bang und schrill. Ist's möglich? Nie mehr wird es uns so gut, Durch unsres Kindes Weckruf zu erwachen? O wie das wehe, wie das wehe tut! Nie mehr zu hören, wie mit leisem Lachen Im Zwielicht etwas tappt an unser Bette Bis uns gefällt, die Augen aufzumachen, Und dann, nie rastend an derselben Stätte, Sich in die Decke wickelt und versteckt, Als ob die Schnecke nun ihr Häuschen hätte; Bald neben uns sich wie zum Schlafen streckt, Und wenn es eben mäuschenstille lag, Mit neuer Schelmerei uns jauchzend neckt. Das soll nie wiederkommen, und den Tag, Den sonnenlosen, soll man überleben, Wo man erwacht ist ohne Lerchenschlag? Wohl! ins Notwend'ge gilt's sich zu ergeben; Wir werden's, du und ich. Doch keine Hand Wird je von unserm Tag den Schleier heben, Bis aus des Lebens Grund emporgesandt Ein neues Glück uns anlacht, als ein Bote Der Hoffnung, die so frühe schon entschwand, Ein kurzer Traum im Lebensmorgenrote.