Das Konzert In meinem Zimmer mir zur Augenweide Hängt überm Schreibtisch jenes Meisterwerk Giorgione's, das Konzert, das Kleinod aus Dem Schatz Palazzo Pitti's. In der Mitte Der blasse junge Mann im schwarzen Kleid, Der auf den Tasten eines Orgelwerks Die schlanken Hände ruhen läßt, als schlüg' er Den Schlußakkord, den feierlichen, an Der geistlichen Motette, die den Zwei'n Er vorgespielt, den Freunden, gleich ihm selbst Verehrer Palestrina's. Oder war's Ein Stück, entsprungen aus der eignen Seele Des Spielers, oder freie Phantasie? Nein, eines Meisters Schöpfung muß es sein. Denn zu dem Alten hinter ihm das Haupt Umwendend, scheint sein mystisch heißer Blick Zu fragen: Ist's nicht wunderbar? Und hab' Ich dir's zu Dank gespielt? Allein der Freund (Wohl ein Prälat, der Kleidung nach; ein Kranz Von dunklem Haar umzirkt sein kahles Haupt), In stiller Rührung zuckt's um seinen Mund, Und traulich auf des Jünglings Schulter legt er Die Rechte, gleich als spräch' er: Bravo, Freund! Du spieltest wundervoll! – Die linke Hand Hält einer Laute schlanken Hals umfaßt (Auch er übt wohl Musik, als Dilettant), Indes der Dritt' im Bunde, jener Jüngling In Federhut und adligem Gewand, Herausblickt aus dem Bilde, wie noch ganz Versunken in Entzückungen, und scheint Mich anzureden: Hättest du's gehört, Du stündest unterm Zauber noch, gleich mir! Und fühl' ich anders? In das seelenvolle Gesicht des Spielers blickend, ist es mir, Als höb' ein sanftes Klingen geisterhaft Sich an und dringe mir mit magischer Gewalt an Seel' und Sinn und fülle mir Das Herz mit Wonneklang, indes von draußen Der See, anstürmend an die Uferwehr, Mit tiefem Orgelbaß die Melodie Begleite. Heil'ge Musen, schwesterlich Fürwahr reicht ihr euch oft die Hand. Denn hier Aus des Giorgione stummberedtem Bild Tönt zauberisch mit längst verklungner Macht Ein Hauch italischer Tonkunst mir entgegen.