Wilhelm Hertz † Dumpf über Berg und Tal dringt zu mir her Die bitterste der Kunden, tränenschwer: Der Teure, den ich brüderlich geliebt In jung' und alter Treue, nie getrübt, Lang vor der Zeit der hingewelkten Kraft So unerbittlich jäh hinweggerafft, Der Leib von grimmer Schmerzen Qual verzehrt, Der reiche Geist ins All zurückgekehrt! Und wir, daß er uns fehlt, wir fassen's kaum, Als ängstet' uns ein unbarmherz'ger Traum. All was wir ihm verdankt, erst im Verlust Wird's der beraubten Seele voll bewußt: Die Welt von Wissen, die er in sich trug Und sie beherrscht' in freiem Geistesflug, Die Welt von Schönheit, die von Jugend an Erobernd er zu eigen sich gewann, Am Quell der alten Dichtung früh genährt, Der Erbe Gottfried's, seines Ahnen wert, So daß, erwacht bei seiner Saiten Klang, Verschollne Sage neu die Flügel schwang! Wohl ließ er uns zu köstlichem Gewinn Sein Werk zurück, – er selber ging dahin, Und was er lebend war und gab und sprach, Tönt unersetzlich uns im Innern nach. Wie gern genießend saß er jugendfrisch, Ein stolzer Zecher, an des Lebens Tisch! Sein goldnes Lachen – niemand lachte so! – Wie macht' es Jeden in der Seele froh! Sein milder Ernst, der Keinen je versehrt, Sein edler Zorn, wenn Niedres ihn empört, Ein zartes Mitgefühl in Leid und Lust, Ein Kindersinn in fester Mannesbrust, Treu seinen Göttern dienend, immer fern Dem Marktgewühl, vertrauend seinem Stern, Und all das nun dahin, was uns beglückt, Kalt diese Hand, die unsre warm gedrückt – – Ja, klagt um ihn! Doch unsre Klage stillt: Uns war gegönnt solch seltnes Menschenbild. Ihm sagen durften wir, bescheiden zwar, Dem tiefbescheidnen Freund, was er uns war, So daß er, den die Mitwelt kaum erkannt, Doch einen Schatz von Lieb' und Treue fand Und nichts, bis ihn verschlang die letzte Nacht, Entbehrte, was das Leben lieblich macht. Und so, ob du nun ruhst am dunklen Ort, Du Vielgeliebter, lebst du mit uns fort, Und Tod und Schicksal überdauernd, zieht In fernste Zeit dein herzbezwingend Lied!