Das Goethehaus in Weimar Tut sie sich endlich auf mit Feierklang, Gehorsam einem edlen Fürstenworte, Die eigensinnig strengverschloßne Pforte? Die Schwelle, die ein halb Jahrhundert lang, Trotz ungeduld'gen Pochens, frommer Bitten, Kein andachtsvoller Fremdling mehr beschritten, Von Staub und Moder ist sie reingekehrt, Kein Hüter lauert, der den Zutritt wehrt, Und wie des abgeschiednen Hausherrn Gruß Erglänzt das Salve! unter deinem Fuß. Hinan die Stufen! Doch warum mit Beben Hemmst du den Schritt, da endlich dir gewährt, Was du im Traum der Sehnsucht lang begehrt? Warum so zaudernd mußt du aufwärts streben? Sieht dich nicht alles traulich heiter an? Doch du, mit scheuen Herzensschlägen, Wie unter mächt'gem Geisterbann, Als gingst du Offenbarungen entgegen Aus jener Welt, draus keiner wiederkehrt, Vermagst den Fuß nur stockend zu bewegen Und stehst und träumst? Siehst du Gesichte Aus des Jahrhunderts goldnem Morgenlichte, Wo er noch dieser Stufen sanfte Bahn, Das Haupt hoch tragend, schritt hinan, Als wandle nun sein Schatten dir zur Seite, Dem schüchternen Besucher zum Geleite, Das Herz dir treffend mit dem Feuerblick? O kehrt' er von den Schatten heut zurück, Er spräche Mut dir ein: »Sei nicht verzagt, Du, dem noch hell des Wirkens Sonne tagt. In diesen Mauern, die ihr heilig sprecht, Durchlebten unsern Tag wir schlecht und recht. Tut nun das Eure, tut's und wartet still, Ob Zeit auch eure Saaten reifen will. Doch wenn ihr hoher Vorwelt Geister ehrt, Zu wandeln, wo sie wohnten, seid ihr wert.« Durchs Fenster in den kühlen Treppenflur Stiehlt sich des Märzen graues Frühlicht nur, Umwitternd jene lieblichen Gestalten, Die an den Wänden Wache halten. Wie seid ihr in den frost'gen Nord verbannt Aus sommerlichem Heimatland, Der du die Arme zu den Göttern hebst, Du schlanker Knab', und mit der stummen Bitte Hinweg aus diesen Nebellüften strebst, Indessen du, keckäugiger Faun, die Schritte Hinaus aus enger Nische lenkst, Zur freien Waldnacht zu entspringen denkst, Und ihr dort oben leuchtet sternenklar, Der Dioskuren brüderliches Paar! So grüßtet ihr schon dieses Hauses Herrn, Kehrt' er zur Heimat vom gelobten Lande, Gefaßt zu schmiegen sich in alte Bande, Ob auch zum immerblühenden Strande Zurück ihn lockt' der Sehnsucht Lied von fern. Dann trat er wohl mit Seufzen hier herein, Der strengen Pflicht entsagend sich zu weihn, Und fand er euch, Gefährten des Exils, Voll heitren Ernstes, anmutreichen Spiels, Hier seiner wartend an der Schwelle, Sein Unmut schwand, sein Blick ward helle; Er fühlte: glänzt' ihm nur der Künste Licht, An Sonne fehl' es seinem Leben nicht. Und auch sein Herz, wie viel ward ihm beschert In warmer Häuslichkeit, am eignen Herd! Sieh nur im Saal dich um. Erkennst du nicht das Bild Der Blume, die in öden Stunden Nichts suchend er im Wald gefunden Und mit den Wurzeln ausgrub, nicht gewillt, Nur auf den Raub die Freundliche zu pflücken, Nein, stets an ihrem Duft sich zu erquicken, Ins Gärtchen sie verpflanzend, daß sie dort Unscheinbar grün' und blühe nun so fort? Christiane, Vielgelästerte, dein Blick, So freudig harmlos, preiset dein Geschick, Daß er dich wählt' und du ihm nichts versagt, Nicht nur zu flücht'ger Lust als niedre Magd: Ein Stück Natur, das in dem kühlen Drang Des Alltags warm den Busen ihm umschlang, Dem Vielbedürft'gen gab ein heitres Glück, Demütig, selbstlos, treu ein Leben lang, Daß, als das strenge Los dich ihm entriß, Am sonnigen Tag er starrt' in Finsternis. Und neben dir der Sohn, der frühverlorne, Und dort Ottilie, seines Sohns Erkorne, Die Enkel, die nach kurzer Jugendfrist Die Schwere jenes Worts zu lernen hatten: Weh dir, daß du ein Enkel bist! Und ihre Zeit hindämmerten im Schatten Des Glanzgestirns, an einem Namen krank. Doch hielten sie den Schild der Ehre blank, Bewährend, in ihr Dunkel eingeschlossen, Den Adel des Geschlechts, dem sie entsprossen. So blicken von den Wänden nieder Des Hauses innig einverstandne Glieder; Und Freunde haben sich hinzugefunden, Voran das Fürstenpaar, das jungvermählt Den Genius zum Lebensfreund erwählt, Ihm gebend, was so schön verbunden Kein Großer einem Dichter je gewährt: Neigung, Vertraun, Freiheit am warmen Herd. Wer nennt des Glückes Liebling ihn und priese Nicht seinen Bund mit euch, Karl August und Luise! Doch wie er früh die Edelsten gewann, Trat Lieb' und Treue stets an ihn heran In freundlichen Gestalten. Sei gegrüßt, Suleika, die du hier am trauten Ort So sinnig heiter auf uns niedersiehst, Verknüpft mit deinem Dichter fort und fort Durch zarte Bande, die die Muse webte, Ein Frühling, der den Alternden belebte, Wenn sich der West auf feuchten Schwingen Vom Main erhob, ihm Sehnsuchtshauch zu bringen! Ihr lieben Fraun, was er euch gab und war, Ihr bliebet nicht in seiner Schuld fürwahr. Für allen Schmerz und leidenschaftlich Glück Gabt ihr ihm beides tausendfach zurück, Und was an Leid den Busen ihm durchdrang, Ward ihm Gewinn des Lebens, ward Gesang. Nie aber ward mit tieferm Seelenlaut, Daß blöder Neugier es verborgen bliebe, Das liebliche Geheimnis edler Liebe Dem holden Lied bescheiden anvertraut. Doch nun, ihr teuren Bilder, weicht zurück! Ins Reich des Schönen öffnet sich der Blick. Ein Schatzhaus tut sich auf voll reicher Kunst, Durch liebevolles Mühn und Glückes Gunst Dem Sammler zugeführt. An allen Wänden Die Geistesspur von Meisterhänden, Der Kleinkunst zierlichste Gebilde, Bronzen, Majoliken aus Umbriens Gefilde, Die er erwarb auf mancher Wanderfahrt, Kleinode jeder Zeit und Art; Der Griechen edle Einfalt, stille Größe, Des Cinquecento sinnenfreud'ge Kraft, Der Deutschen tiefer Sinn in strenger Formen Haft – Als ob er des Magnetbergs Kraft besäße, Zog alles an sich seine Leidenschaft, Was irgend ihm verwandt. Und was war so gering, So groß, so einzig, daß es keine Stätte In seines Wesens weltenweitem Ring, In seines Geists Bezirk gefunden hätte! Und wie voran der Zeit mit Sehergang Er, ein Erobrer, in Gebiete drang, Die noch verhüllt der Menge stumpfem Blick, So bracht' aus allen Reichen er zurück Zu seinen Laren wundervolle Beute, Dran sich sein schönheitsdurftig Aug erfreute. Noch arm und unbehilflich war die Zeit, Das Reisen mühevoll, die Wege weit »Dahin, dahin«, wo sich die Seele, krank An nordischer Trübsal, durft' im Heitren sonnen Und aus der Künste unerschöpftem Bronnen Gesundheit sich und Lebensgluten trank. Besitzen mußte, wer genießen wollte, Und war's im dürft'gen Nachbild nur, Im stumpfen Gips, im schüchternen Kontur, Das Schöne, Köstliche, dem er Verehrung zollte. So ward zum Pantheon dies enge Haus Und schmückte sich mit Götterbildern aus. Gemächer, Säle, Winkelchen und Gänge – Sie fassen kaum der Kostbarkeiten Menge. O Tage, Wochen, Monde hier verweilen, Nicht nur mit Neugierhast vorübereilen, In diesen Mappen jedes Blatt betrachten, Im Glasgehäuse jedes Ziergerät, An Wand und Sims das Kleinste selbst beachten, Geweiht durch seines Blickes Majestät, Und in den Zügen dieser Büsten spähn, Was geistverwandt sein Auge drin gesehn! Und wie enthüllt' uns auch ein einz'ger Tag, Was in den Schränken dort sich bergen mag An seltenen Gebilden der Natur, Gestein und Erzen, Pflanzen auserlesen, Ein buntes Vielerlei dem Laienauge nur, Doch ihm, der drin erkannt Gesetzesspur, Dem diese Chiffernschrift enträtselt offen lag, Ein Buch, drin er nicht müde ward zu lesen. Wie fühlen wir vor diesem Allverein, Den er umspannt, uns so begrenzt und klein! Wie stammeln von der Sprache, die er sprach, Wir nur verlorne Sätze nach, Ein jeder auf sein kleines Reich beschränkt, Der in Natur und der in Kunst versenkt, Der in Geschäfte, die der Tag ihm bringt Und spurlos schon der nächste Tag verschlingt, Daß, wenn das Glück sein Streben nicht betrog, Dem Strome gleich er sein Gebiet durchzog Zum Heil den nächsten Ufern, – und nun er! In Abgrundstiefen ein unendlich Meer, Das Erdrund zu umfassen früh gewohnt, Klar die Gestirne spiegelnd, Sonn' und Mond, In Sturm und Stille stets sich selber gleich Und Schätze bergend, die in Zeitenfernen Die Nachgebornen noch ihm danken lernen, Entreißt ein Taucher sie der Tiefe dunklem Reich! So tragen wir von hinnen scheubeklommen Die wogenden Gedanken ernst und stumm. Und schon hat uns der Vorsaal aufgenommen, Die Pforte schließt sich auf zum Heiligtum Des Hauses, von Erinnrungen geweiht Der edelsten Geselligkeit. Ist's wirklich dies Gemach, an Schmuck gering, Wo er die Fürsten abendlich empfing, Wo, was geadelt war durch Schönheit, Geist und Rang, Sich zu ihm fand, zu huldigen dem Meister, Der auch die widerwill'gen Geister Als Herrscher ihn zu ehren zwang? Geziemte dies bescheidenste Gerät Dem Tempel, den ein Götterhauch durchweht? O anspruchsloser Sinn der Väterzeit! Wie brachten wir's indes so herrlich weit. Was bunt und reich das Leben je geschmückt Zur goldnen Zeit der Kunst, was Ost und Westen An Pracht und Zier zu schaffen je geglückt, Heut findest du's gehäuft nicht in Palästen Der Fürsten bloß; des schlichten Bürgers Dach Umschließt erlesnen Hausrat mannigfach. Was aber frommt's euch, prunkbeflissen Feinsinnig auszustatten die Kulissen, Wenn die Komödie, die in Szene geht, Der Spieler kümmerlichen Geist verrät! Beschämt erkennen wir's: welch ein Gedränge Unsterblicher belebt dies dürftige Gemach! Wir hören längstverschollne Geisterklänge, Erlauchte Namen tönen nach und nach Durch unsern Sinn. Auf jenem kahlen Tische Das Heft – ist's Iphigenie? Wallenstein? Lehnt Schiller dort in jener Fensternische? Tritt Herder, Wieland in den Kreis herein, Der Humboldt Brüderpaar und, stets willkommen, Der Mann, der von Homers geweihtem Haupt Den einen, unteilbaren Kranz genommen? Auch sie, die ebenbürtig sich geglaubt Dem Weltbezwinger, auf dem Ruhebette, Dem schmalen, thront sie, lauschend in die Wette Mit seinen Freunden auf des Dichters Wort, Der ernst und still vor den Gewalt'gen trat, Des Spruches wohl gedenk: Im Anfang war die Tat. Doch sie, Corinna, fühlt an diesem Ort So tief wie nie: Im Anfang war das Wort! – Und horch, das Wort verstummt. Nun soll uns laben Musik. Siehst du den schwarzgelockten Knaben, Den schlanken, der so frei das Haupt bewegt Und jetzt des alten Flügels Tasten schlägt, Daß schwirrend unter seinem Spiel erwacht Der Elfenreigen der Mittsommernacht? Der Dichter aber, lauschend mit Entzücken, Die Hände leicht gefaltet auf dem Rücken, Sacht schreitet er das Zimmer auf und nieder, Und vor dem Junobildnis bleibt er stehn Und sinnt, als lehrten dieser Elfen Lieder Ihn den Sirenensang Homers verstehn. Und da sein Spiel der junge Meister endet, Wie heiter-zärtlich er sich zu ihm wendet Und strahlt ihn an, dem Stirn und Auge lacht, Und spricht, ihn küssend: Hast es brav gemacht! Und Zelters Angesicht, treuherzig bieder, Blickt von der Wand dort auf den Zögling nieder. – O wer zurück uns brächte solcher Stunden Unschätzbar Glück, das jedem, der's empfunden, Durchs Leben folgt', als sei von dieser Zeit Sein Tun und Denken höherm Ziel geweiht, Als habe, wer durch dies Gemach gegangen, Des Geistes Ritterschlag empfangen! So war auch dir zu Sinn, du edler Schwärmer, Der du die Sappho schufst und, wohl bewußt Der hohen Sendung in der eignen Brust, Nie dich empfandst an Worten ärmer, Nie reicher an Gefühl. War's denn kein Traum? Was jahrelang inbrünstig du erstrebt, Nun greifst du's mit der Hand, nun wird's erlebt: Du stehst vor ihm! Und doch, du glaubst es kaum, Daß dir sein Wort ertönt, sein Blick erstrahlt, Den du in jugendlichen Gluten Gleich einem Gott unirdisch dir gemalt. Und da du jetzt ihn siehst, den Liebevollen, Guten, Wie er vertraulich sich dir naht, Die Hand, die Götz und Faust geschrieben hat, Die deine faßt, zu Tische dich zu führen, Da übermannt dich fassungsloses Rühren, Und denkend, daß du Gast in solchem Haus, In stürmische Tränen brichst du aus. O süße Tränen, Tau so fruchtbar mild, Du edelster, der Menschenaug' entquillt, Wenn Andacht, scheuer Dank, des Strebens Qual und Lust Gewitternd gärt noch in der Mannesbrust, Die in der Rätsel Überschwang, Stolz und verzagt, voll Inbrunst, selig bang Erschrickt vor so viel Himmelsgnaden Und sich in Zähren muß entladen. So weint die Rebe bei des Lenzes Nahn, Der einst im Herbste wird die Traube reifen, So reift' auch dir, Poet, die Kraft heran, Das goldne Vließ der Dichtung zu ergreifen. Doch wir – von Schatten nur sind wir umringt, Die unser Herzblut nicht zum Sprechen bringt. Wir sehn sein leuchtend Bildnis an der Wand, Den ernsten Blick groß von uns abgewandt, Und nur mit Zögern naht sich unser Fuß Dem Allerheiligsten des Genius, Der stillen Werkstatt, wo dem Lärm entrückt Der Immertätige geforscht, gesonnen Und sich und uns das Köstlichste gewonnen. Wie aber wird das Herz uns hier bedrückt! Wie unfroh dieser Raum, wie eng umschränkt! Wie tief herab die Decke hängt! Kein Bild, kein Teppich, keine Zier An Sesseln, Tischen, Pulten hier, Nur was dem nacktesten Bedürfnis diene, Daß einem Pfarrer, Lehrer, Richter, Und lebt' er auf dem Dorf in schlichter Genügsamkeit, zu arm der Hausrat schiene. Ihm aber gnügt' er. Nur gekehrt nach innen, Nichts Sinnlichs durfte stören ihn im Sinnen. Wie tausendmal durchschritt er dies Gemach, Indes gebückt am Tisch der Schreiber lauschte, Aufzeichnend, was beseelt die Lippe sprach, Wenn vor dem innern Ohr der Quell der Dichtung rauschte. Sein Blick hing an dem Sonnenstrahl, Der durch des Ladens Spalt sich in das Dunkel stahl Und farbenreich durch den Kristall gebrochen Geheim Gesetz ihm ausgesprochen. Und wenn vom strengen Werk ermattet Er innehaltend hin zum Fenster trat, Sah sprossen er des Gärtchens junge Saat Und hörte, wie in Spiel und muntrem Lauf Der Enkel Stimme klang herauf, Daß auf der Menschheit Höh'n, wo sich sein Geist erging, Ein warmer Lebenshauch sein Herz umfing. Und Wärme brauchte dieses Herz, verbannt In eine frostig liebeskarge Welt. Die Besten, die sein Stern ihm zugesellt, Wie haben sie sein Bestes oft verkannt! Doch er, so oft ein Mensch sich ihm ergab, Von seinem Gipfel ließ er sich herab Und adelte, wen er zum Freund erkor, Und zog auch den Geringen mit empor, Bis er enttäuscht wie manchmal mußt' erkennen: Der Mensch hat nur sich selber sein zu nennen. Ach, wenn er hier am stillen Abend stand, Über die niedre Gartenmauer Den Blick ins graue Firmament gespannt, Ergriff ihn wohl erhabne Trauer, Und seiner Frühzeit schwankende Gestalten, Die zärtlich sich ihm nahten, ließ er walten, Bevölkernd mit vertrauter Schatten Schar Sein greises Leben, das vereinsamt war. Ihm aber war gesteckt ein weites Ziel. Wer lange lebt, der überlebt so viel, Und statt des Trosts, der junge Schmerzen stillt, Den seufzend oft der Alternde beneidet: Im Lied zu sagen, was er leidet, Sein Weh zu prägen in ein ew'ges Bild, Ist ihm als Stab und Stütze nur verstattet Beschäftigung, die nie ermattet, Die abends ihn bescheiden sprechen macht, Er hab' ein redlich Tagewerk vollbracht. Ach, wird in diesen engen Wänden Die Seele trauervoll beklemmt, Als ob wir in dem leeren Käfig ständen, Der eines Adlers Flügelkraft gehemmt! Nicht kann der Frühlingssonnenstrahl, Der sanft den Garten überglänzt, uns trösten. Wie hätten jenem Edelsten und Größten Ein Leben wir gegönnt fern jeder dumpfen Qual, Statt daß er hier im niedern Raum Zu Ende träumte seines Lebens Traum Und, wenn er späte Mitternacht Einsam am Pult herangewacht, Im schmalen Kämmerlein zur Seiten Sich ließ sein einfach Bett bereiten, Wo ihm das Haupt ein leichter Schlaf umwob, Bis ihn ein letzter aller Erdenmühen Mit sanfter Freundeshand enthob. Doch kaum daß dieser Flammenblicke Glühen Erloschen war, so ging ein tief Erschüttern Rings durch die Welt, als sei sie selbst bedroht Von Todesnacht, und durch die Lüfte zittern Hört man den Klageruf: der große Pan ist tot! Nein! wie vom Erzbild, das der Meister goß, Durch Hammerschlag die Erdenhülle fällt, Die des Metalles Strahlenkern umschloß, Daß rein hinfort erglänzt vor der erstaunten Welt Das hehre Werk, so stand erhaben Sein Bild, da sie den Erdenrest begraben. Es schwieg der Neid, Verkennung wurde scheu, Undank und Haß hielt kleinlaut sich verborgen. Aus Todesnacht ging auf ein Geistesmorgen, Verschwenderisch an Gaben, ewig neu. An seiner Gruft vorüber gehn die Zeiten, Und wechselnd regt sich der Parteien Toben Im Kampf, den nimmer wir zu Ende streiten. Er aber steht in seiner Ruhe droben, Und wie der Nordstern jetzt von Nebelduft umwoben, Jetzt klar herabglänzt in der Wogen Spiel, Ein unverrückbar leuchtend Ziel Dem Schiffer weisend, so aus Sternenklarheit Herniedersendet er den Strahl der Wahrheit Und leitet durch den Sturm den schwanken Kiel. So wird die Spur von seinen Erdetagen Nicht in Äonen untergehn, Und die in dunklen Lebensfragen Verirrt und bang nach einem Führer spähn, Hieher, zu dieses Hauses ernstem Frieden Hinflüchten mögen sich die Zweifelsmüden, Zu lernen, wie entsagungsvoll begnügt Des Glückes Liebling selbst sich dem Geschick gefügt. Dann, scheiden sie von diesem heil'gen Ort, Wird als Geleitspruch sie umschweben Das tapfre, siegesfreud'ge Wort Des, der ein Kämpfer war: Gedenk zu leben! Februar 1888