Venedig Nun ist entthront die stolze Wellenbraut, Die einst den trotz'gen Nacken bog dem Meere. Nicht wird sie mehr auf goldner Prachtgaleere Dem ungestümen Freier angetraut. Doch in der Lenznacht, wenn mit Donnerlaut Die Springflut steigt, dann ist's, als ob die Hehre Wehrlos dem Element zu eigen wäre, Auf das sie tags so kühl herniederschaut. Hoch über die Piazzetta schwillt die Flut Und braust herein, ersäufend alle Gassen, Und um San Marco plätschert Ruderschlag. Das Meer umwirbt die Braut mit Liebeswut, Doch nur die Füße darf es ihr umfassen Und schleicht beschämt von dannen lang vor Tag.