Lied der Freude Ach! was wollt ihr, trübe Sinnen Doch beginnen! Traurigsein hebt keine Noth; Es verzehret nur die Herzen, Nicht die Schmerzen, Und ist ärger, als der Tod. Dornenreiches Ungelücke, Donnerblicke Und des Himmels Härtigkeit Wird kein Kummer linder machen; Alle Sachen Werden anders mit der Zeit. Sich in tausend Thränen baden, Bringt nur Schaden Und verlöscht der Jugend Licht. Unser Seufzen wird zum Winde; Wie geschwinde Aendert sich der Himmel nicht! Heute will er Hagel streuen, Feuer dräuen; Bald gewährt er Sonnenschein; Manches Irrlicht voller Sorgen Wird uns morgen Ein bequemer Leitstern sein. Bei verkehrtem Spiele singen, Sich bezwingen, Reden, was uns nicht gefällt, Und bei trübem Geist und Sinnen Scherzen können, Ist ein Schatz der klugen Welt. Ueber das Verhängniß klagen, Mehrt die Plagen Und verräth die Ungeduld; Solchem, der mit gleichem Herzen Trägt die Schmerzen, Wird der Himmel endlich hold. Auf, o Seele, du mußt lernen, Ohne Sternen, Wenn das Wetter tobt und bricht, Wenn der Nächte schwarze Decken Uns erschrecken, Dir zu sein dein eigen Licht. Du mußt dich in dir ergötzen Mit den Schätzen, Die kein Feind zu nichte macht Und kein falscher Freund kann kränken Mit den Ränken, Die sein leichter Sinn erdacht. Von der süßen Kost zu scheiden Und zu meiden, Was des Geistes Trieb begehrt, Sich in sich stets zu bekriegen Und zu siegen, Ist der besten Krone werth.