3. Klagelied über das unbeständige Gelück Worzu hat mich der Himmel doch erkohren? Bin ich der Sternen Gauckelspiel? Hab ich denn nun Verstand und Witz verlohren? Ich weiß nicht, was ich sagen will; Doch mein' Ungeduld die spricht: Der ist nicht klug, dem itzund Witz gebricht. Ich bin ein Ball, den das Verhängnis schläget; Des Zufalls Spiel; ein Schertz der Zeit; Des Kummers Zweck; ein Rohr durch Angst beweget; Ein Zeughauß voller Angst und Leid. Meine Seele lieget kranck; Mein Hencker lacht; die Lieb ist Folterbanck. Des Unglücks Garn will mich nun gantz umschlüssen, Mein Leben ist ein langer Tod, Ich bin ein Brunn, aus welchem Thränen flüssen, Als nasse Zeugen meiner Noth; Weil der Jammer dieser Welt Den Sammelplatz in meinem Hertzen hält. Der Pfeil, damit Cupido mich getroffen, Der ist mit Wermuth angesteckt, Die Venus selbsten heist mich wenig hoffen, Was nicht nach Gall und Essig schmeckt. Ja der klare Sonnenschein Bemühet sich mir itzt ein Blitz zu seyn. Das falsche Nichts, Beständigkeit genennet, Darauf ich manchen Schluß gebaut, Das hab ich allzulangsam recht erkennet, Und allzu sicher angeschaut. Hett' ich doch zuvor bedacht: Das Irrthum klug, doch nicht gelücklich macht. Wer aber kan den Schluß des Himmels stören? Wer hebt sein strenges Urtheil auf? Man mus es nur mit gleichen Ohren hören, Und ihm vergönnen seinen Lauf; Die Geduld mus hier allein, Der Sinnen Trost, der Wunden Pflaster seyn. Doch wil ich nicht mein Unglück selbst besingen; Wohl dem, der stille leiden kan. Ein Sklav' erschrickt, wenn seine Fessel klingen, Er rührt sie nicht mit Willen an. Wer sein Unglück recht bedeckt, Hat oftermals des Kummers Kraft ersteckt. Mein weinen sehnt sich nicht nach Freudenzehren; Denn sie vertrocknen allzubald. Mein Sinn ist nicht viel Wehmuth zubegehren; Denn Wehmuth wird zu leichtlich kalt. Hat mir einer wol gewollt, Der sage nur: Er leidet ohne Schuld.