Hymne an den Genius der Jugend Heil! das schlummernde Gefieder Ist zu neuem Flug erwacht, Triumphierend fühl ich wieder Lieb und stolze Geistesmacht; Siehe! deiner Himmelsflamme, Deiner Freud und Stärke voll, Herrscher in der Götter Stamme! Sei der kühnen Liebe Zoll. Ha! der brüderlichen Milde, So von deiner Stirne spricht! Solch harmonisches Gebilde Weidete kein Auge nicht; Wie um ihn die Aare schweben, Wie die Lock im Fluge weht! – Wo im ungemeßnen Leben Lebt so süße Majestät? Lächelnd sah der Holde nieder Auf die winterliche Flur, Und sie lebt und liebet wieder, Die entschlummerte Natur; Um die Hügel und die Tale Jauchz ich nun im Vollgenuß, Über deinem Freudenmahle, Königlicher Genius! Ha! wie diese Götteraue Wieder lächelt und gedeiht! Alles, was ich fühl und schaue, Eine Lieb und Seligkeit! Felsen hat der Falk erschwungen, Sich, wie dieses Herz, zu freun, Und, von gleicher Kraft durchdrungen, Strebt und rauscht der Eichenhain. Unter liebendem Gekose Schmieget Well an Welle sich; Liebend fühlt die süße Rose, Fühlt die heilge Myrte dich; Tausend frohe Leben winden Schüchtern sich um Tellus Brust, Und dem blauen Aether künden Tausend Jubel deine Lust. Doch des Herzens schöne Flamme, Die mir deine Huld verlieh, Herrscher in der Götter Stamme! Süßer, stolzer fühl ich sie; Deine Frühlinge verblühten, Manch Geliebtes welkte dir; – Wie vor Jahren sie erglühten, Glühen Herz und Stirne mir. O! du lohnst die stille Bitte Noch mit innigem Genuß, Leitest noch des Pilgers Tritte Zu der Freude Götterkuß; Mit der Balsamtropfe kühlen Hoffnungen die Wunde doch, Süße Täuschungen umspielen Doch die dürren Pfade noch. Jedem Adel hingegeben, Jeder lesbischen Gestalt, Huldiget das trunkne Leben Noch der Schönheit Allgewalt; Törig hab ich oft gerungen, Dennoch herrscht zu höchster Lust, Herrscht zu süßen Peinigungen Liebe noch, in dieser Brust. An der alten Taten Heere Weidet noch das Auge sich. Ha! der großen Väter Ehre Spornet noch zum Ziele mich; Rastlos, bis in Plutons Hallen Meiner Sorgen schönste ruht, Die erkorne Bahn zu wallen, Fühl ich Stärke noch und Mut. Wo die Nektarkelche glühen, Seiner Siege Zeus genießt, Und sein Aar, von Melodien Süß berauscht, das Auge schließt, Wo, mit heilgem Laub umwunden, Der Heroën Schar sich freut, Fühlt noch oft, von dir entbunden, Meine Seele Göttlichkeit. Preis, o Schönster der Dämonen! Preis dir, Herrscher der Natur! Auch der Götter Regionen Blühn durch deine Milde nur; Trübte sich in heilgem Zorne Je dein strahlend Angesicht – Ha! sie tränken aus dem Borne Ewger Lust und Schöne nicht! Eos, glühend vom Genusse, Durch die Liebe schön und groß, Wände sich von Tithons Kusse Alternd und verkümmert los; Der in königlicher Eile Lächelnd durch den Aether wallt, Phoebus trauert' um die Pfeile, Um die Kühnheit und Gestalt. Träg zu lieben, und zu hassen, Ganz, von ihrer Siegeslust, Ihrer wilden Kraft verlassen, Schlummert' Ares stolze Brust; Ha! den Todesbecher tränke Selbst des Donnergottes Macht! – Erd und Firmament versänke Wimmernd in des Chaos Nacht. Doch in namenlosen Wonnen Feiern ewig Welten dich, In der Jugend Strahlen sonnen Ewig alle Geister sich; – Mag des Herzens Glut erkalten, Mag im langen Kampfe mir Jede süße Kraft veralten, Neuverschönt erwacht sie dir!