Christian Hölmann Abbildungen der Schooß DEr geist des alterthums schrieb den beschaumten wellen Die künstliche Geburth der liebes-Göttin zu / Und daß ein muschelhaus auf den gesaltznen stellen Sowohl zur überfuhr als ihrer ersten ruh An statt der wiege sey damals bestimmt gewesen; Allein so wurde da die wahrheit eingehüllt / Wer ihre Perlen nun wolt' aus dem schlamme lesen Der fand sie endlich zwar / doch frembde vorgebildt. Zieht jenen vorhang weg und last die fabeln schweigen; Was gilts die wahrheit wird / ja selbst der augen-schein Euch den verdeckten grund der Sache besser zeigen / Daß ich so Muschel / Meer als Welle müsse seyn. In meinen gründen ist die liebe ja gebohren / Ich bin ihr erster Sitz / ihr Stammhauß / Vaterland / Mich hat zu dieser See selbst die natur erkohren / An deren ufern sich das schöne Mädgen fand. Ihr glieder möget nun vor mir die seegel streichen / Weil ich die Götter selbst durch mich hervorgebracht / Ihr selber müstet auch im Mutterleib' erbleichen / Wenn nicht durch mich das Thor wär' in die welt gemacht. Es füllet meine frucht den Himmel und die Erde / Ich mache daß der bau der wundergroßen welt Nicht vor der letzten zeit zu einer wüsten werde / Die nichts als distel-sträuch und dörner in sich hält. Ich bin das paradieß / vor dem die keuschheit wachet / In dessen gegenden die lebens-früchte blühn / Wo unser leben wird wie feuer angefachet / Dabei die Söhne sich / wie Adam / gerne mühn; Ein Tempel / wo die glutt der liebe stündlich brennet; Ein Opffertisch / wo milch zum opffer wird gebraucht; Ein heiligthum / daß die für Priester nur erkennet / In deren keuscher brust ein reiner weihrauch raucht; Ein gutes feld / das nur gerathne früchte bringet; Ein garten / den der thau der wollust überfließt; Ja der die anmuth hat / die alle welt bezwinget / Und dessen blumenfeld sein eigner fluß begießt. Ein Meer / wo Ebb' und Flutt dem Monden-lauffe gleichet; Ein spiegel-glattes eiß / wo auch ein Riese fält; Ein hafen / den vergnügt die Zuckerflott' erreichet; Die Schule / die man nur für junge männer hält; Der liebe musterplatz die mannschafft auszuüben; Ein zwinger / welcher zu / doch nicht verschlossen ist; Die wahlstatt / wo auch wol ein Simson ist geblieben; Das schützenhauß in dem ein jeder gerne schiest; Ein Marckt / wo regungen durch blicke zu erlangen; Ein wechseltisch der uns vor Jungfern / Frauen zahlt; Ein laden / wo noch nie gebrauchte wahren hangen; Ein thal / in welches nie das licht der Sonnen strahlt; Ein bergwerck welches gold und silber-adern heget; (Die wüntschelrutte schlägt offt allzu hefftig an) Ein land / das unbesät auch keine früchte träget; Ein abgrund / wo die welt die perlen fischen kann; Der männer gröster schatz liegt offt in meinem fache / Denn das behältnüß bin ich eigentlich dazu / Drum hält die eifersucht bey mir so scharffe wache / Damit demselbigen kein frembder eingriff thu. Hier ist der bienenstock / wo aus der keuschen blume Der lebens-honig wird zur rechten zeit gemacht; Der himmel und die welt trägt den zum eigenthume Wenn ich ihn an das licht / sein ziel davon gebracht. Der liebe ruhestadt die liegt auff meinem grunde / Ihr forst / in welchem sie die schönsten zobel jagt / Die männer sind dabey die besten jäger-hunde / Denn ihr verwegner geist ist immer unverzagt. Wenn ich verschlossen bin / so geht die lust im leide / Offt werden gar darum die länder ruinirt / Und spinnen trauerflor an statt der weissen seide / Weil meine muschel nicht den thron mit perlen ziehrt. So kann der wohlstand sich auff meine pfeiler gründen / Wer führt nun einen ruhm / der meinen lorbern gleicht? Bey euch / ihr brüste wird man diesen schwerlich finden / Die ohnmacht hat euch nicht vergebens so gebleicht. Nur eines ärgert mich daß auch die kinder wissen Was die erwachsenen in meinem garten thun / Wie sie durch ihren thau mein blumenfeld begiessen / Und mit der grösten lust auff diesem beete ruhn. Ach könt' ich dieser brutt unnütze reden stillen! Ein vorschlag fält mir bey: ich will auf's ehst' einmal Ihr ungewaschnes maul mit meinem wasser füllen / Wer weiß? befrei' ich mich dadurch nicht dieser qual. Doch meine blösse heißt itzund mich stille schweigen / Drumb hüll' ich wieder mich in meine decken ein / Und wil nur noch mein thun dadurch gebilligt zeigen: Wo blumen sollen blühn muß thau und regen seyn.