Zwote Ballade Der Wagen fuhr auf gutes Glück, Bis daß der Himmel graute, Und man, beym ersten Sonnenblick, Ein grünes Eiland schaute. Es lag im Süderocean, Seit lieben langen Jahren, Es hatt' es noch kein Magellan, Kein Dampfer befahren. Sie traten in ein Paradies, Wo Freud' und Wollust lauschte, In jedem Frühlingslüftgen blies, In jeder Quelle rauschte. Das war euch, traun, ein Luftgefild! Rings lachten bunte Flächen, Rings zitterte das goldne Bild Der Sonn' in hundert Bächen. Die Weste flüsterten vertraut, Und raubeten den Veilchen, Wie der Geliebte seiner Braut, Auf jeder Wiese, Mäulchen. Es sahn, um jeden Silberquell, Die Blumen ihre Wangen In Fluthen, welche spiegelhell Durch Auen floßen, hangen. Musik entströmte sonder Rast Den kühlen Rebenlauben, Es herzten sich auf jedem Ast Des Hains, verliebte Tauben. Es sprang, Potz Stern, da möcht' ich seyn! Im Schatten grüner Hecken, Der feurigste Burgunderwein In weite, goldne Becken. Es ragt' ein prächtiger Palast, Erbauet aus Türkisen, Mit Gold und Perlen eingefaßt, Auf angenehmen Wiesen. Die Treppen waren aus Agat, Die weiten Flügelthüren, Durch die man in den Palast trat, Aus blitzenden Sapphiren. Das Dach, und auch der Wetterhahn, Wie man leicht kan erachten, Von feinem Gold aus Indostan, Besetzet mit Smaragden. Ein wunderbares Feyenschloß, Bei dem wohl sonder Zweifel, Der es gebaut, viel Schweis vergoß, Gott sey mit uns, der Teufel. Ein großer tapezierter Saal Gieng mitten durchs Gebäude, Mit Schildereyen ohne Zahl – Die schönste Augenweide! – Von Raphael und Titian. Hier eine nackte Lede, Dort Vater Zeus mit ihr, als Schwan In einer Liebesfehde. Der Großsultan, der Perser Schach, Im Zirkel ihrer Frauen, Ein lustig Karnevalgelag, Gar lieblich anzuschauen. Der Muselmänner Himmelreich, Voll niedlicher Figuren, Ein grüner Wald, im Wald' ein Teich, Voll Badeposituren. Sie lebten hier, als Frau und Mann, Am grünen Meergestade, Und tranken, wenn der Tag begann, Bald Thee, bald Schokolade. Sie hielten im Gemäldesaal, Von dem wir euch erzählten, Das Frühstück und das Mittagsmahl, Dem keine Reize fehlten. Die Speisen kamen auf den Wink Der Unholdin von selber, Es flogen, wenn sie schellte, flink Gebratne Tauben, Kälber, Kapaunen, Hasen auf den Tisch, Lampreten und Forellen, Und ein poßierliches Gemisch Von Austern und Sardellen. Nicht minder kam, auf ihr Gebot, Viel Backwerk angeflogen, Pasteten, Torten, Mandelbrodt, Daß sich die Tafeln bogen. Das große, goldne Deckelglas, Gefüllet mit Tokaier, Goß ihre Kehlen weidlich naß, Goß durch die Adern Feuer. Sie spielten alle Nachmittag, Nach eingenommnem Mahle, In einer Sommerlaube Schach, Und aßen kalte Schaale: Und giengen, wenn das Abendroth Durch ihre Laube blinkte, Zum Palast, wo das Abendbrodt In goldnen Schüßeln winkte. Sie irrten, wenn der Mondenschein Den Wald mit Silber deckte, Vertraulich durch den Myrthenhain, Wo mancher Vogel heckte, Und setzten sich auf Immergrün, Bedeckt von Myrthenästen, Durch die der schöne Vollmond schien, Umscherzt von lauen Westen. Sie ruhten, Brust an Brust gedrückt, Und was sie weiter thaten, Der schöne Vollmond hat's erblickt, Ich kan es nicht errathen. Ein süßes, klatschendes Getön Scholl aus den Myrthenbüschen, Die Vögel sangen wunderschön Ein Minnelied dazwischen. Der West, der im Gesträuche war, Goß einen Blüthenregen, Voll Abendduft, bald um ihr Haar, Bald ihrer Brust entgegen. Sie trippelten, mit trübem Blick, Und Graß und Staub in Haaren, Nach ihrem Zauberschloß zurück, Wo weichre Polster waren. Sie lasen, wenn sie sich gesetzt, Zur Zeit des Schlafenlegens, Rosts schöne Nacht, zu guter letzt, Anstatt des Abendsegens. Und schlüpfeten, wenn dies vollbracht, Zum Ruhekabinette: Wir wünschen ihnen gute Nacht, Und gehen auch zu Bette.