Töffel und Käthe, eine Ballade Zween fromme Wunderthäter, Vom Ost bis West bekannt, Durchwanderten, mit Ablaß Bepackt, das Schwabenland. Verbannten manchen Kobold Und manchen bösen Alp, Und heilten manchen Junker Und manches kranke Kalb. Sie kamen, als die Sonne Zum Ocean entwich, Und flötend Hirt und Schäfer Durch Abendschatten schlich, In ein umbüschtes Dörfchen, Ersahn des Amtmanns Haus, Und baten, tiefgebücket, Sich eine Mahlzeit aus. Der Amtmann sprach: ihr Herren, Kehrt in den Gasthof ein, Ich habe keinen Braten, Und keinen Tropfen Wein; Und warf darauf die Hausthür Vor ihrer Nase zu, Und brummt' heraus zum Fenster: Fort, angenehme Ruh! Der Pfarrer und der Küster Schalt sie nicht minder fort. Sie stolperten durchs Dörfchen, Und fanden keinen Port. Doch endlich guckte Töffel Zum Stubenfenster aus, Und lud die Wunderthäter Durch einen Wink ins Haus, Empfieng, mit bloßen Haupte, Die Herren an der Thür, Und murmelte: mein Kätchen, Hohl eine Kanne Bier, Daneben Brodt und Butter, Und Schweizerkäs' und Wurst. – Sie stillten ihren Hunger, Und löschten ihren Durst; Erzählten, nach der Mahlzeit, Am hellen Tannenfeur, Dem lieben Wirth und Wirthin, Viel hundert Ebentheur: Daß sie den Teufel einstens Beym Hexentanz ertappt, Der sich in einen Schaafbock, Mit langem Schwanz verkappt; Die Hexen und den Teufel, Der fürchterlich geblöckt, Durch ein allmächtig Ave Zur Hölle fortgeschreckt; Die scheuslichsten Gespenster In einen Sack geschnürt, Und, bald in öde Schlößer, In Wälder bald, geführt. Sie schwatzten, bis der Morgen Durchs Hüttenfenster schien. Herr Bruder, sprach der eine Zum andern: laßt uns ziehn. Was ziehn? Nein, dieses Dörfchen Soll, eh wir weiter gehn, Das schwör ich dir, Herr Bruder, Ein Strafexempel sehn. Schnell rollten Wetterwolken, Von Blitz und Donner schwer, Herauf; die Fluthen stürzten Schnell auf das Dorf daher; Des Blitzes Feuerflügel Schoß durch die Luft dahin; Der Amtmann schwamm im Waßer Nebst seiner Amtmannin. Nicht minder schwamm der Pfarrer, Erbärmlich anzuschaun, Im Schlafrock und Pantoffeln. Das Schrecken und das Graun Saß auf den Waßerwogen. Es flatterte, voll Schaums, Manch knotigte Perücke Im Wipfel eines Baums. Kontuschen, Strümpfe, Mieder, Und Hauben sonder Zahl, Des Pfarrers Priestermantel, Und Kragen allzumal, Durchtaumelten die Fluthen, Nebst einem halben Schock Zerrißner blauer Hosen, Und manchem Unterrock. Des Küsters Festperücke Hieng, jämmerlich durchnäßt, Am Wetterhahn des Thurmes, Wie man berichtet, fest. Kein Eselein, kein Oechslein, Kein Mensch entkam der Fluth; Der fette Braten schmeckte Dem, Gott sey bei uns, gut. Die Mönche sagten: Töffel, Du bist dem Tod entflohn; Die andern Bösewichter Empfiengen ihren Lohn. Dein kleines, schwarzes Hüttchen, Du guter Biedermann, Soll eine Kirche werden, Mit einem Thurm daran. Urplötzlich stand die Kirche, Mit ihrem Thurme, da. Er machte große Augen, Wie er die Kirche sah. Der Keßel ward zur Glocke, Und hieng itzt umgekehrt, Der Sorgestuhl zur Kanzel, Und zum Altar der Heerd. Voll trunkener Entzückung, Sprang er auf einem Bein, Und rief: daß dich der Teufel, Hier möcht' ich Pfarrer seyn! Die Mönche lachten Beifall. Ein geistlicher Ornat, Ein kahler Rock und Mantel Lag schon für ihn parat. So kam per fas et nefas Der gute Mann zu Brodt. Er malte seinen Bauern Die Hölle ziemlich roth. Sein Element war Ruhe, Sein Petum, optimum, Der Armstuhl und die Zeitung War ihm Elysium, Saß, mit verschränkten Beinen, Verhüllt in Petumduft, Und bließ manch blaues Wölkchen Zufrieden in die Luft. Sein Kätchen war ein Muster Von einer braven Frau; Kein Auge war im Dörfchen So heiter und so blau! Kein Ehestand vergnügter, Seit Adam Evgen nahm. Er laß in der Postille, Sie saß am Näherahm. Dann zogen ihre Wangen Des Gatten frommen Blick Vom heiligen Gepolter Des Bußsermons zurück. Dann regneten die Mäulchen Auf ihren rothen Mund; Ein hübsches festes Siegel Für ihren Ehebund! So rollten Jahr auf Jahre, Voll süßer Freud', herum. Die beiden Gatten lebten Beynah ein Seculum, Betraten endlich beide, Steinalt und lebenssatt, An einem Mayenmorgen, Den düstern Todespfad. Vor ihrem Tode giengen Viel Ahndungen vorher: Ihr Sterbelichtgen hüpfte Den Kirchenweg daher. Der Spuk des Todtengräbers Grub, was nachher geschah, Um Mitternacht, zwo Grüfte, Wie Heinz der Küster sah. Das Heimchen zirpte kläglich, Das lange nicht gezirpt. Gelt, sagten alle Bauern: Gelt, unser Pfarrer stirbt. Sie starben beide richtig. Ihr grauer Leichenstein Kann, wenn ihr es nicht glaubet, Davon ein Zeuge seyn. Holunderbüsche ragen, Um ihre Gruft, empor, Und flüstern manchen Schauer Der Dörferinn ins Ohr.