Elegie eines Schäfers Ihr Linden, die ihr meiner Hütte Kühlung gebt, Rauscht Klagen, und ihr milden Weste, Die ihr von Zweig zu Zweig auf leichten Flügeln schwebt, Schlüpft traurig durch das Laub der Äste. Verbreite weit umher, o Nachhall, meine Quaal! Rollt eure krausen Silberwellen Mit hohlen Murmeln durch das bunte Veilchenthal, Ihr Wiesenbäche, und ihr Quellen. – Melinde ist nicht mehr! Die Schöne liegt erblaßt, Rings um sie herrschet Todesstille. Ein finstres Grab, dort wo die Linde winkt, umfaßt Der schönsten Seele schönste Hülle. Mit ihr ist meine Ruh, und die Zufriedenheit, Die mir die guten Götter gaben, Und die mein Leben mir mit Rosen überstreut, Tief in die Nacht der Gruft begraben. Nun kleidet sich der Lenz für mich in Trauerflor, Den ich so oft mit ihr belauschte, Wenn er im Tulpenkranz erschien, indeß ein Chor Von Abendwinden um uns rauschte. Dort ist der Rasensitz, wo ich an ihrer Hand Mich dem Gefühl der Freude weyhte, Wenn sich der Mond erhob, und durch des Hayns Gewand Hellblitzend Silber streute. Durch jene Blumen, die mit Regenbogenglanz Stolzieren, schlüpften ihre Füße So oft, dort wand sie mir den schönsten Blumenkranz Um meine Stirn, und gab mir Küße. Sie waren doch so süß! Noch süßer als der Duft, Der aus der Rosenknospe quillet. Und allen diesen Reiz verschließet jene Gruft, Die itzt der May in Blumen hüllet!