Elegie auf eine Rose Die schönste Rose, die der Lenz gebar, Und Zephyr küßte, liegt Mit welken Busen, mit zerstreuten Haar Am Boden, und zerfliegt. Ihr, die, mit voller Wang', am Morgenroth Die Schwestern überstrahlt, Ihr hat jetzt, da der Tag entflieht, der Tod Die Wange bleich gemalt. Entpurpert liegt sie da! Der Schmetterling, Der, als ihr Reiz begann, Voll Lüsternheit an ihrem Busen hieng, Blickt ihren Rest kaum an. Der West, der ihr so oft, von Lieb' erhitzt, Manch süßes Küßchen stahl, Der lose Flatterer, verläßt sie itzt Und tändelt durch das Thal. Du duftetest an keines Mädchens Brust, In keines Mädchens Haar, Du arme Rose, die der Flora Lust, Der Neid der Schwestern war! Von einem Wirbelwind ringsum bestürmt, Sank sie zur Erde hin, Als Donner sich am Himmel aufgethürmt, Lyäens Lieblinginn. Kein Amor bettet je in ihren Schooß! – Selinde kam, und sprach, Indem ein Thränchen ihr vom Auge floß, Das schöne Blümchen, ach!