Klagen einer Nonne Der Flora junge Rosenhand Bestreuet jetzt die Flur Mit Kränzen, und ein bunt Gewand Umhüllet die Natur. Nur nicht für mich! Mir wallt vom Thal Kein Wohlgeruch empor. Mir tönt das Lied der Nachtigall Nur Klagen in mein Ohr. Mit Fittigen der Mitternacht Irrt die Melancholey Um mich herum. Kein Lenztag macht Mich von dem Kummer frey. Selbst an des heilgen Altars Fuß, Werf ich oft einen Blick In jene Zeit, da Damons Kuß Mir Himmel war, zurück. Beym Paternoster seufze ich Die Worte himmelan, Erhöre, heilge Jungfrau, mich, Und schenk mir ihn zum Mann. Um meine Augenlieder schleicht Der süße Schlaf nicht gern; Oft sieht, wenn schon die Nacht entweicht, Mein Leid der Morgenstern. Stets schwebt mir meines Damons Bild Vor Augen, der die Luft Mit lauten Trauertönen füllt, Und meinen Namen ruft. Vergebens ruft! Nie werd ich ihn, Den treuen, wiedersehn, Nie mit ihm, wenn die Bäume blühn, Durch Schattenhayne gehn. Nein, trauern werd ich, bis der Arm Des Grabes mich umfaßt, Wenn du o Schwermuth, und du Harm Mich aufgezehret hast.