21. Endlich durchfährt nun mit Sang und Klang Der Frühling wieder die harrende Welt; Und wo er sich zeigt, da singt es, Und wo er nur wandert, da klingt es Jauchzend zum Himmelszelt. Und wen nur der Frühling zum Feste sich lud, Der mag nun nimmermehr traurig sein; Doch mich hat er nicht geladen, Ich kann ja die Seele nicht baden In dem goldigen Sonnenschein! Ich kann ja nicht steigen zu schwindelnden Höhn, Wo das Adlerweib brütet im luftigen Horst! Ich kann ja nicht liegen und lauschen, Wie die Wälder so einsam rauschen Und die Amseln pfeifen im Forst! Vor dem schwärzlichen, städtischen Bogenthor, Da schauert der lustige Frühling zurück – Ach, zwischen den Giebeln und Mauern Muss ich nun einsam vertrauern Meinen Jugendtraum und mein Glück! O du Stadt und du kleinliches Krämervolk, Wie bin ich doch euer so übersatt! Tagtäglich dieselbe Reise, Tagtäglich dasselbe Gleise, Tagtäglich dasselbe Rad! Und dazu noch dies Weh, o dies innerste Weh, Das die Brust mir zerreisst und die Sinne zerwühlt! O sende nur einen Tropfen Auf dieses Herz und sein Klopfen, Der die lechzende Seele mir kühlt!– – Wo das Meer erbraust dumpfdonnernden Schlags Und die weisslichen Möven flattern und schrein Und die dunkelnden Meereswellen Sich bäumen und fluthend schwellen Zum Leuchtthurm am Klippenstein: Da möcht ich wohl stehn, ha du wilde Lust! Wenn die rasenden Fittige schüttelt der Sturm, Wenn die schnellenden Wogen rollen Und die gellenden Donner grollen Und das Feuer verlischt auf dem Thurm! Und macht dann des Sturmwinds Orgelmusik Dich, du wildaufschlagendes Herz, nicht gesund: Dann kommt, o ihr Wogen, ihr kühlen, Von dem Fels mich hinunter zu spülen In den gähnenden Meeresschlund!