10. Und immer weiter Dreht sich die Welt, Ihr Pfad wird breiter, Ihr Triebrad schnellt; Die Stunden rollen, Die Sonne scheint, Ich bin verschollen Und niemand weint! In Kraut und Kressen Auf hohem Stein Lieg ich vergessen Und ganz allein; Nur eine Linde Schwingt über mir Im Abendwinde Ihr grün Panier, Und leis nur zittert Mir ums Gesicht, Goldrothumwittert, Das Abendlicht. Die Welt ging unter, Die Gott erschuf, Nur noch mitunter Ein Vogelruf; Nur noch zuweilen Ein irrer Schrei – Die Wolken eilen Vorbei, vorbei! Was wie ein Stern mir Die Brust durchzieht, Singt nun von fern mir Sein Alphornlied. Erinnrung hält mich In ihrem Bann Und plötzlich fällt mich Die Sehnsucht an. O Lust von weiland, Wie liegst du weit! O selig Eiland Der Jugendzeit! Die Blumen blühten, Die Quelle sprang, Die Sterne glühten, Die Amsel sang; Und mir gab Küsse Zu jeder Stund, Als ob er's müsse, Ein Mädchenmund! Noch stockt der Schmerz mir In seinem Lauf – Wie ging das Herz mir In Liedern auf! Doch wer beschriebe Die goldne Zeit, Die erste Liebe, Das erste Leid? Wie dort die Sonne Versinkt in Nacht, Stirbt Weh und Wonne, Eh wir's gedacht. Schon deckt ihr Schleier Den Fluss, das Ried – Die alte Leier, Das alte Lied!