Die Perle Es ging ein Mann zur Frühlingszeit Durch Busch und Felder weit und breit Um Birke, Buch' und Erle; Der Bäume Grün im Mayenlicht, Die Blumen drunter sah' er nicht; Er suchte seine Perle. Die Perle war sein höchstes Gut, Er hatt' um sie des Meeres Fluth Durchschifft und viel gelitten; Von ihr des Lebens Trost gehofft, Im Busen sie bewahrt, und oft Dem Räuber abgestritten. Da sucht' er nun mit Weh und Ach Da wies man ihm den hellen Bach, Und drinn die goldne Schmerle; Nichts half der Bach im Sonnenglanz, Im Bache nichts der Schmerlen Tanz; Er suchte seine Perle. Und suchen wird er immer so, Wird nicht des Lebens werden froh, Nicht mehr die Morgenstunden Am purpurrothen Himmel sehn; Berg auf und nieder muß er gehn, Bis daß er sie gefunden. Der arme Pilger! So wie er, Geh' ich zur Frühlingszeit umher Um Birke, Buch' und Erle; Des Mayen Wunder seh' ich nicht; Was aber, ach! was mir gebricht, Ist mehr als eine Perle. Was mir gebricht, was ich verlor, Was ich zum höchsten Gut erkor, Ist Lieb' im treuen Herzen. Vergebens wall' ich auf und ab; Doch find' ich einst ein kühles Grab, Das endet alle Schmerzen.