Freye Nachahmung des französischen Liedes: Que ne suis – je la fougére 1 Wenn im leichten Hirtenkleide Mein geliebtes Mädchen geht, Wenn um sie die junge Freude Sich im süßen Taumel dreht, Unter Rosen, zwischen Reben, In dem Hain und an dem Bach, Folgt ihr dann mit stillem Beben Meine ganze Seele nach. Wär' ich auf der Frühlingsaue Nur das Lüftchen, das sie fühlt, Nur ein Tropfen von dem Thaue Der um sie die Blume kühlt; Nur das Bäumchen an der Quelle, Das sie schützet und ergötzt, Und die kleine Silberwelle, Die den schönsten Fuß benetzt! Wären meine Klagetöne Der Gesang der Nachtigall, Hörte mich die sanfte Schöne Zärtlich in dem Wiederhall! Lispelt' ich an Rosenwänden Als ein Abendwind herab, Oder wär' in ihren Händen Der beblümte Hirtenstab! Könnt' ich ihr als Veilchen dienen, Wenn sie neue Kränze flicht; Könnt' ich in der Laube grünen, Wo mit ihr ein Engel spricht! Böt' ich in vertrauten Schatten Ihrem Schlummer sanftes Moos, Oder, wo sich Täubchen gatten, Meinen blumenreichen Schooß! Mach', o Liebe! dort im Stillen, Unter jenem Mirthenbaum, Wo sie ruht, um ihretwillen Mich zum leichten Morgentraum! Mit verschämtem holden Lachen Sehe sie mein Schattenbild – Und, o Liebe, beym Erwachen Werd' ihr Morgentraum erfüllt! Fußnoten 1 Anthologie françoise T. II. p. 261.