Caroline an Gleim, an seinem Geburtstage den 2ten April 1775 1 . Dem Dichter, der ein süßes Lied Voll hoher Weisheit mir gesungen: »Wie schön das zarte Veilchen blüht; Wie bald es welkt, und wie, verschlungen Vom Boden, welcher es gezeugt, Es keine Sonne grüßt, sich keinem Zephyr neigt; Wie dann zu lichtern Dämmerungen Der Geist der Blume durchgedrungen, Im Schöpfers-Angesichte schwebt, Sich höher, immer höher hebt, Und zwischen Engeln einst im Paradiese lebt«; Dem Dichter, dessen holde Klage, Durch Hoffnung großer Seligkeit, Mich so zum bangen Sterbetage Der besten Mutter eingeweiht; Dem will ich, voll von zärtlichem Entzücken, Die Erstlinge des Frühlings pflücken, Und singend ihm sein Fest mit jungen Veilchen schmücken. Fußnoten 1 Wenige Wochen, nachdem meine Freundinn das vorstehende Lied erhalten hatte, starb ihre Mutter.