Der neue Simson Es war ein Männchen, fein und hold Von Sitten und Gebehrden; Ihm träumt' es in der Nacht, er sollt' Ein zweyter Simson werden; Er nahm sich eine Delila , Die oft ihr blaues Wunder sah, Wenn, klein in Holz geschnitten, Die alten Riesen stritten. Nun fand er die Philister zwar Allmählig ausgestorben, Sich selber, trotz dem langen Haar, Zum starken Mann verdorben; Und auch die Wälderchen umher Von Löwen und von Tigern leer; Konnt aber ihm gebühren Noch etwas aufzuspüren. Sofort beginnt er seinen Lauf Im leichten Moderöcklein; Er sucht ein Ungeheuer auf; Begegnet ihm ein Böcklein: Das arme Böcklein greift er bald, Erwürgt, zerreißt es mit Gewalt, Wie einen grimmen Leuen, Sein Mädchen zu erfreuen. Doch in der Folge wollt's ihm schier An Abentheuern mangeln: Da hob er einst die Kammerthür Des Mädchen aus den Angeln, Und trug sie, nach gemeiner Sag, Hinauf auf einen Taubenschlag, Deß, als die Mutter zankte, Das Mädchen schön ihm dankte. Nicht selten sprach er räthselhaft Von ganz gemeinen Dingen; Es fehlt' ihm einzig nur die Kraft, Die Füchse zu bezwingen: Da jagt' er einen Feuerbrand Mit seinem Pudel durch das Land; Der Himmel ließ in Gnaden Die Früchte sonder Schaden. Weswegen man ihm nichts verdarb An Augen und an Locken; Und als er sanft im Bettlein starb, Blieb Alles unerschrocken. Dies Mährchen hab ich euch geweiht, Ihr kleinen Simsons unsrer Zeit! Und euern Amazonen, Die küssend euch belohnen.