Der Liebhaberhut Eine wirkliche Begebenheit. In einer weltbekannten Stadt, Die rare Kaufmannswaaren Und wunderschöne Weiber hat, Kam schnell ein Mann gefahren, Eh sich's sein Weibchen vorgestellt, Und voller Furcht und Schrecken Entwich ihr junger Liebesheld; Ach aber zum Entdecken Der Heimlichkeit gab's viel Gefahr, Weil er, zu sehr getrieben, Rasch aus dem Fenster sprang, so war Sein Hut noch da geblieben, Lag auf dem Tischchen unverhüllt, Viel Argwohn zu erregen, Doch sie, mit Weiberlist erfüllt, Springt schlau dem Mann entgegen, Und ruft: Willkommen, süßer Mann! Du sollst den Hut probieren, Ein Trödelweib bot mir ihn an; Er ist mit goldnen Schnüren Reich eingefaßt und noch ganz neu, Und ward aus Noth vergeudet. – Dem Mann gefällt die Schmeichelei, Er küßt das Weib und leidet Daß sie auf sein Tuppe den Hut Im Puderhaare drücket, Ruft selber aus: er läßt mir gut! Und dankt ihr halb entzücket, Indem sein Aug' im Spiegel gafft, Den Zierrath seines Kopfes, Den sie ihm heimlich angeschafft. – Sie lacht des armen Tropfes Sehr oft auf ihres Lieblings Schooß, Und spricht mit losem Muthe: Mein Schatz! wir kamen wohlfeil los Mit dem vergeßnen Hute.