An die Königin. Ueber eine Lustfahrt auf der Elbe mit den Prinzeßinnen von Braunschweig zu Magdeburg im August 1762. Wenn es den Erdengöttern einst gefällt Von ihrem Thronensiz herabzusteigen, Und ohne Purpur sich des Volkes Blik zu zeigen, Dann werden sie die Lust der Welt! So spielt in goldnen Zeiten Friederich Zu Sansoucis von allem Volk gehöret, Sein göttlich Flötenspiel, das ihn Apoll gelehret: Und alle Welt ergötzet sich! So sassest du erhabne Königin Auf ausgehöltem Holtze ganze Stunden, Und fuhrest ohne Stolz, den nie dein Herz empfunden Vor deines Volkes Blick dahin! Die leichten Wimpel wehten über dir, Wie Fahnen die ein Triumphirer bringet Vom Felde, wo sein Arm den Feind bezwang; so zwinget Der starke Löw, ein Panterthier! Der Dichtkunst Schwester, die Music, erscholl In sanftgedämpftem feinem süssem Thone; Und du vergassest ganz den Glanz der Königs Crone Und warest sanfter Freuden voll! Der Sonnen Antlitz, unverschleyert schön, Sah auf dein kleines Schiff mit unverwandten Und strahlenreichen Blicken, streute Diamanten Und ließ die Fahrt durch Silber gehn. Die Elbe fühlte Vorzug, nennte klein Des deutschen Reiches stolzere Gewässer; Beschift, Holdseeligste, von Dir, dünkt sie sich besser Und edler, als der breite Rhein. Unsichtbar hieng ein ganzes Nimphen Chor Rund um das Schiff, und wollte sich erfrischen An Luft, die dich gekühlt: und selbst den kalten Fischen Hub Ehrfurcht ihren Kopf empor! An deiner linken Seite sassen zwo Gleich holde Wesen; Aehnlichkeit der Züge Verrieth sie mir; Ihr Herz war über neue Siege Des Helden, deines Bruders froh. Er schleudert Schrecken, Niedersturz und Flucht, In Franckreichs Heere; lässet Blitze schiessen, Bis Ludewig, dem er die Lilien zerrissen, Demüthig wird, und Frieden sucht. Er kommt der Friede von des Himmels Höh. Dich, Fürstin, wird an stillen Sommertagen Vor Friedrichs Angesicht ein goldnes Fahrzeug tragen Auf wieder stolz gewordner Spree.