Der Schlaf, an Herrn Gleim, als er sagte, daß er immer gut schliefe, und sie gebethen wurde, dem Schlaf ein Lied zu singen Den 2ten April 1762. Die stille Nacht streut ihre Schlummerkörner Auf den, der mit dem Pfluge zog, Und in ein krummes Joch, trotz stolz gewachsaer Hörner Des Stieres Nacken bog! Der Wanderer wirft seine müden Glieder Auf unbepfühlte Lagerstatt; Und ruhet königlich, wenn auf ihn sein Gefieder Der Schlaf verbreitet hat. Freund, von Olymp versenden ihn die Götter Sie wachen über ihre Welt, Wenn er so sanft herab, wie weiche Rosenblätter Auf deine Augen fällt. Er träufelt Balsam in die Seele nieder, Die ganz des Tages Last gefühlt. So wird das welke Graß nach heisser Sonne wieder Vom Abendthau gekühlt! O er besucht mit Träumen künftger Erndte Den, welcher Weitzen ausgeklopft; Und flieht den reichen Mann der künstlich schwelgen lernte, Und Speis' auf Speise stopft! Er flattert von dem Auge des Gecrönten, Der, an das Kriegesschild gestützt, Da stehet, und sein Land vor dem unausgesöhnten Ergrimmten Feinde schützt! Der Geitzige verwachet sich zur Strafe Und fürchtet seines Götzen Raub Der weise Monadist entreisset sich dem Schlafe Und theilet Sonnenstaub. Von dir, o Freund, ist nie der Schlaf gewichen Als wenn du hast nach Mitternacht Voll Patrioten-Ernst den grösten Held verglichen Mit Herculs Kämpfer-Macht. Noch schlummerst du gleich zärtlichen Entzückten In sanfter Ruh; so, wie zur Zeit, Da Liebes-Götter dich mit Veilchen, die sie pflückten, Geworfen und bestreut; Und Phöbus dir von dem Parnaß hernieder Drey Musen an die Wiege gab! Sie sangen dich in Schlaf, und wehrten dir durch Lieder Den schweren Traum-Gott ab!