An Lehnchen R** über einen Zuckermann 1773. Lehnchen, dieser Zuckermann War ein Mensch, wie andre Leute, Der auf Liebsgeschichten sann – Und sich auf ein Mädchen freute, Hübsch und niedlich von Gestalt; Aber ach! Er war schon alt, War schon ziemlich steif an Füßen, Und es war zur Winterszeit, Wo das Eis von Wassergüssen, Ueber Nacht sehr oft verschneyt, Trüglich ist, und Ursach giebet, Daß der Klügste wankt und fällt; Also ging es unsrem Held, Der zum Sterben war verliebet, Voll Gedanken und voll Trieb, Seine Schöne bald zu grüßen, Und das Herzchen aufzuschließen, Das ihm noch verschlossen blieb; Voller Hoffnung trippelt er Auf der Straße, glatt wie Spiegel, Glitschte schnell, und stürzte schwer, Wie ein Baum ins Thal vom Hügel. Amor schlug mit seinem Flügel Dreymal über ihn zum Spott, Weil er einen Arm zerknickte; Dreimal sprach der kleine Gott, Daß der alte Buntgeschmückte Sich zu keinem Mädchen schickte, Und daß er zu seiner Schmach Auf dem Eise muste wallen, Niederfiel, und sich im Fallen Einen Arm zerbrach.