Das Feuerwerk am Ufer der Elbe an den Herrn Professor Sulzer (Zu Magdeburg den 18ten May 1762.) Verweile Freund, laß uns ihn noch geniessen Den Frühlings-Abend, der gefühlt Von Blumen wird, die geizig sich verschliessen Wenn sie der Thau gekühlt. Des Tages Thron wird von der Nacht besessen; Mit tausend Sonnen überstreut Schwebt über uns, von keiner Hand gemessen, Ihr königliches Kleid. Um ihren Sitz herrscht feyerliche Stille; Aus ihrem unumwölkten Schooß Fährt nicht der Blitz, nicht brechen mit Gebrülle Die Donner Gottes los. Doch, höre Freund, was donnert uns zur Seite, Das Ufer zittert von dem Knall, Gleich dem Getös aus fernem Kriegesstreite; Und Antwort giebt der Wall. Die Citadell, der Dom, die Fürsten-Häuser Die rufen diesem Donner nach – – So riefen Hügel jüngst, da Lorbeerreiser Der Held in Sachsen brach! Mein Blick verfolgt die steigende Raquete Die um den Rang der Sterne wirbt, Und da ihr Stolz von ewig glänzen redte, Verlöscht und niederstirbt. So hoch empor ist stolzer Muth gestiegen In Friedrichs starken Feinden oft, Wenn sie von Wuth entflammt, sein Niederliegen Gewünschet und gehofft. Was kommt dort auf dem Wasser hergezogen? Sind Mars und Venus voller Gluth Von ihrer Laufbahn itzt herabgeflogen, Und brennen in der Fluth? Sie treiben sich – – nun fahren sie zusammen Wie Pandamus und Diomed; Zwo Schiffen gleich, wenn jegliches in Flammen Gesetzt, zu Wolken geht. Freund, sage mir welch lieblich Ungeheuer Ward von der Kunst hervorgebracht? Jetzt wird der Strom vom hochgesprütztem Feuer Dem Aetna gleich gemacht! Schönflammigt springt in tausend grossen Funken Der Bogen Pracht, ich sehe sie Und denke von der Zukunft Freude trunken: So springt zu Sans-Souci Dem Sieger hochentgegen jede Quelle. Die Marmor-Säulen regen sich; Roms Helden-Geister wollen aus der Hölle Herauf zu Friederich!