Klagen einer Witwe Mir zur Last fühl ich mein Leben, Einsam finden meine Tage mich, Die mit Wolken sind umgeben; Keiner hüllt aus seinem Nebel sich. Alles mein Vergnügen Muß im Staube liegen! Ach wie ganz hat mich der Tod beraubt! Wie der kalte Herbst den Garten, Den er ganz entlaubt. Todtenblässe überziehet Mein von Thränen nasses Angesicht, Wenn mein Herz, das mir entfliehet, Mit Bewohnern kalter Gräber spricht. Auf dem Leichensteine, Sitz ich dann und weine Meinen Jammer in den dürren Sand, Der das beste Herz bedecket, Das für mich empfand! Dunkler sind mir meine Nächte Als Egyptens dicke Mitternacht. Wenn der Tag den Cörper schwächte, Wird die Nacht mit trübem Gram durchwacht! Vor mir hin verbreiten Sich verfloßne Zeiten! Als mein Freund mir an der Seite lag, Ach da fand im Arm der Freude Mich der junge Tag! Unter dem Tumult der Sorgen Werd ich jezt die Sonne nicht gewahr! Mir erscheint kein heitrer Morgen Und für mich becränzt sich nicht das Jahr! Blumen, Lenz und Lieder Sind mir nur zuwieder, Und das grüne Thal ergözt mich nie, Selbst die Nachtigallen singen Mir Melancholie! Rauscht ihr silberklaren Bäche! Rausche stärker, du zu stille Spree! Wiederhohle was ich spreche, Wenn ich um dein Ufer wankend geh. Ihr verschwiegnen Linden, Mein betrübt Empfinden Grab ich tief in eure Stämme ein, Und ihr sollt von meinem Jammer, Das Geschichtbuch seyn. Du, o Mond mit voller Wange, Sey ein Zeuge, wie betrübt ich bin! Und wenn ich noch Trost verlange Blickt auf mich, ihr Sterne! Mitleid hin. Seht die Thränen rollen Die euch sagen sollen, Daß mein Schicksal hart mit mir verfuhr. Ach, ich bin noch Freuden-loser, Als die öde Flur! O, ihr Bürger jener Welten Die ihr über meinem Haupte wohnt! Hört, wie ich den Tod muß schelten Daß er unbarmherzig mich verschont. Aber nein, vernehmet! Wie mein Herz sich schämet, Daß es ungeduldig sich empört, Und den Willen eures Schöpfers Murrend hat entehrt! Nie will ich dem Leben fluchen Selbst mein Kummer soll mir heilig seyn. Oft will ich den Staub besuchen, Und ihm eine stille Thräne weyhn. Der entflogne Schatten Meines theuren Gatten, Lächelt dann mit euch auf mich herab, Und behorcht die frommen Seufzer Hingestöhnt aufs Grab!