Auf Ihro königl. Hoheit die Fürstin von Anhalt Dessau Den 24 August 1771. Schön ist im fürstlichen Garten die Frucht Des Pfirsichbaumes, den die goldne Morgensonne Mit honigflößendem Blicke besucht – Doch dreymal schöner ist des Fürsten Augenwonne, Die, für ihn geschaffen, der kommende Herbst Gleich einer späten Rose brachte. O Nachwelt, die du einst ihr Bild in Marmar erbst, Dieß Grazienangesicht machte Sie nicht allein anbetenswerth; Nein Göttergüte, die zuweilen Von dem Olympus in Sterbliche fährt, Eh sie ans Tagelicht eilen, Und alle Tugenden, mit welchen die Götter vordem Des Telemachs Mutter geschmücket, Die machten sie so himmlisch angenehm, Und alle Seelen entzücket. Wohin ihr liebliches Auge sich wandt', Voll süßer geistiger Strahlen, Ward jeder Busen entbrannt: Kein Rubens wüßte dieß Auge zu mahlen, So reizend, so voll sanfter Majestät. – Ihr längst nach uns gebohrnen Töchter seht Das eigentlichste Bildniß der holden In Enkelinnen noch durch jedes Seculum, Und hörts, sie machte Leopolden Sein Dessau zum Elysium. Er ward von ihr geliebt, als ein arkadischer Hirte, Er flocht ihr Blumen in ihr lockigt Haar, Und sie wand einen Kranz von Myrte, Die jugendgrün und knospigt war, Um sein friedselig Haupt, und sagte: Wohl mir, daß du, mein lieber Fürst, Nie nach dem Kranze ringen wirst, Um welchen Hektor einst sein muntres Leben wagte, So bitter sich auch über ihn Andromache, sein armes Weib beklagte. – Nein, du wirst nie mit der Bellona ziehn, Mars wird dich nie von meinem Arme trennen. Dein Unterthan wird stets im Freudenton Dich segnen, und dich Vater nennen; Und Friedrich, unser Sohn Wächst unter deinen Augen auf, und lernet Die große Kunst, durch welche der Regent Von seinem Volk den Ueberdruß entfernet, Indem es gegen ihn von Kinderliebe brennt, Und sich von ihm geliebt erkennt.