An den kranken Herrn Rector Goldhagen (Zu Magdeburg den 21ten August 1762.) Du liegst zu Bette, Freund! an Haupt und Füssen krank, Itzt, da von allen Patrioten Geredet wird: 1 daß Gott dem Kriegesglück geboten Zu seyn bey Friedrichs Volk, bis matt zu Boden sank Der stolzgekommne Feind, der jene Vestung wieder Dem Sieger überlassen soll? Bald stürzt Theresiens gethürmte Hoffnung nieder! Darius baute so, von stolzer Hoffnung voll, Acht grosse Schlösser hin in eine grosse Wüste; Und keine Sorge fiel ihm ein, Daß er den Bau verlassen müste, Wenn halb heraufgeführt die Wände würden seyn! So gieng sein stolzer Sohn mit prächtigem Gerüste, Und glänzend, gleich dem Sonnenschein, Ans freye Griechenland, hieß ungezählte Heere Vor sich vorüber gehn, und gab dem wilden Meere Bestrafung, wie ein ernster Mann Dem wilden Knaben giebt, den er nicht zwingen kann; Den Wellen warf er Fesseln an. Die Fesseln aber, Freund, verschluckten erst das Eisen, Und dann vier hundert Schiffe nach, Um einig mit dem Sturm, vollmächtig zu beweisen, Wem Xerxes trotzig wiedersprach. Der Gott regieret noch, dem bey dem Hellesponte Der Perser Hohn gesprochen hat; Daß unser Friederich nicht matt Geworden ist, o Freund! daß ihn nichts stürzen konnte, Das wollte dieser Gott, den Griech' und Perser blind In ihrem Jupiter mit Hecatomben ehrten. Wir aber die sein Wort und seinen Willen hörten, Wir glückliche Geschöpfe, sind Im Herzen überzeugt, daß aus dem Vaterlande Der Feind getrieben wird, und Deutschland nicht die Bande Gedrohter Knechtschaft tragen darf; So wie der Perser nicht mit seinen Millionen An Griechenland die Fesseln warf; So werfen sie an uns nicht beyde Kayser-Cronen. Fußnoten 1 Man hatte die erste Nachricht erhalten, daß der feindliche General Laudon, auf dem Wege zum Entsatz der Vestung Schweidnitz, am 16ten August geschlagen sey.