Ueber den Entsatz von Braunschweig Zu Halberstadt den 18ten des Weinmonats 1761. Gebt mir frische Lorbeern um die Leyer, Denn ich glühe von der Helden Feuer, Braunschweigs jüngster Sieger sey mein Lied! Friedrich, seines Bruders tapfrer Rächer, Kam geflogen, schlug die Mauerbrecher; Zorn des Löwen hat in ihm geglüht! Also glühte Cyrus, da er fragte, Was die fremde Räuber-Rotte wagte, Die der Meder Heerden rauben kam. Wütend grif er mit der zarten Rechte Seinen Säbel, hieb dem Kriegesknechte Klauen ab, womit er Rinder nahm. Friedrich, der zum erstenmahl gerüstet Geht in Waffen, sah im Geist verwüstet Seines väterlichen Hauses Stadt. Gleich den Drachen, welche Feuer speien, Lagen Feindes Donner, sie bedräuen Rings um veste Warten, die sie hat. Das Geschrey der Kinder und der Mütter Drang zum Gotte, der das Ungewitter In der hohen Luft sich theilen heißt. Mächtig sah er aus dem Wolkenbogen; Und mit stärkerm Muthe angezogen Ward des jungen Helden kühner Geist! Wie ein Adler, die versuchten Schwingen, Mit dem grössern Feinde stark zu ringen, Schnell und klüglich zu gebrauchen sucht: Also muthig foderte die Kräfte Friedrich, zu dem tapfersten Geschäfte. Plözlich bracht er in die Feinde Flucht. Bey dem Grabe Heinrichs laut erschollen Sind die Jubel von den freudenvollen Bürgern, auf dem frey gewordnen Wall. Tausend Stimmen riefen: Friedrich lebe! Und ein zweytes; Friedrich, Friedrich lebe! Sprach des Harzgebürges Wiederhall! Auf dem Brocken hörten es die Rehe; Hirsche warfen plözlich in die Höhe Ihrer Häupter zackigtes Geweyh; Aus den Betten wälzten sich die Thiere, Und im Thale liessen zweene Stiere Ihren Kampf, und horchten dem Geschrey. Also wird der ganze Wald erfüllet, Wenn der Löwe Siegeslieder brüllet, Der den Tyger tapfer überwand. Dieses Thier, voll Blutdurst in der Seele, Trat verwegen vor des Löwen Höle; Der zerriß ihn, den er schlafen fand.