An Herrn von G. den Officier und Dichter Cyntia lächelt uns zu, Dir vor allen, Apollischer Sohn, Denn sie wähnt, Du seyst Endymion, Er war nicht so angenehm als Du – Dies schwazt' ich gestern, Corillas! Und habe nicht gelogen; Des Tagegottes Schwester saß Bei weggelegtem Bogen Auf dem Olympus in dem Kreiß Der dienstbestellten Nymphen, Und ihre Stirne silberweiß Die fing sich an zu rümpfen, Ihr schönes Auge zog sich klein, Wie sich ein Auge ziehet, Wenn man, um recht gewiß zu seyn, Tief in die Ferne siehet, Wo etwas wankt, Mensch oder Thier – Sie wollte Dich erkennen, Und fing voll inniger Begier Im Busen an zu brennen, Und seufzte laut: Endymion! – Du hast es nicht vernommen, Mir aber ist der Seufzerton Sehr kläglich vorgekommen, Denn ich gab auf die Göttinn Acht. Sie ward, indem wir gingen, Im Antliz feuerroth gemacht, Das Herz wollt ihr zerspringen Vor Schaam und Reue, daß sie Dich Gesehen und verkannte Und mit Endymion verglich – Und eine Nymphe nannte, Zu desto größeren Verdruß Ihr schalkhaft Deine Minne, Da goß des Schamroths Ueberfluß Urplötzlich von dem Kinne Sich auf der Göttinn Busenraum; Denn ach die Nymphe sagte, Daß Amors Mutter selber kaum Sich zu vergleichen wagte Mit Deiner schönen Schäferinn, Die blond wie Ceres wäre, Da sank das Haupt der Luna hin, Und eine bittre Zähre Floß zitternd auf ihr Purpurpfühl, Bis Morpheus sich erbarmte, Bis durch sein süßes Gaukenspiel Ihr Schäfer sie umarmte.