Der unnachahmliche Pindar, an Herrn Ramler (Den 24ten Jenner 1763.) Wer sich mit wächsernen Flügeln Wagt zu pindarischem Flug, Der bringt unsterblichen Nahmen Dem Meer, in welches er stürzt. So wie vom Brocken herabrauscht Der aufgeschwollene Fluß, Wenn Wassertragende Wolken Herunter stürzen auf ihn. So rauscht vom Munde des Pindars Unwiederstehlich herab Gesang des Dichters, der immer Verdient apollischen Cranz. Er mag in fliegender Ode, Mit neuen Worten erfüllt, Stark thönen oder sanft fliessen In ungezwungenem Lied; Er singe von dem Olympus Von ewig herrschender Macht Der Götter, oder er preise Die Thronensitzer der Welt; Den Held, die siegende Rückkunft Von dem olympischen Spiel; Den wagenlenkenden Jüngling Und das wettlaufende Roß; Er sing in klagender Stimme Den Schmerz der ächzenden Braut, Der ihr Verlobter entrissen Ward, in erschröcklicher Schlacht; Er reisse goldene Sitten Aus der Vergessenheit Nacht, Und führ zu glänzenden Sternen Den Löwengleichenden Muth; So bleibt er immer der hohe Ganz unnachahmliche Schwan, Den zu den Zügen der Wolken Hebt, eine stärkere Luft. Ich gleich der summenden Biene, Die saugt an blühendem Klee, Ich sinn' am Ufer der Elbe, Auf mein zu niedriges Lied. Ich rühre Saphische Sayten Mit ungeregeltem Griff; Mir fehlt zum Heldengesange Gluth und ein männlicher Schwung. Dir aber, welcher dem Flaccus Nachfolgt, dir fodert Gesang Der Sieger, wann er geschmücket, Mit wohlverdienetem Cranz Fährt durch das Menschengedränge Der großpallästigen Stadt, Und an dem Wagen geheftet Führt den gebändigten Stolz Des Feindes, welcher den König Uns lange Jahre hindurch Entzog, und Tage voll Schrecken Dem Vaterlande gebracht! Dann sing uns festliche Spiele Der hoch aufhüpfenden Stadt, Und der Gerechtigkeit Sääle Nicht voll vom Klägertumult, Und wiederlebende Freuden Ins neugesittete Volk Durch die erlangte Zurückkunft Des grossen Friedrichs gebracht. Dann werd ich, wo ich noch etwas Hervor zu bringen vermag, Mit deiner Stimme vermischen Mein schwächer thönendes Lied. Gelehnt am Arme des Sängers Der Kriegeslieder, will ich Triumph ausrufen, und Antwort Giebt die frohlockende Stadt. Den weyrauchdampfenden Tempeln Der Spree, dem horchenden Hain, Dem jubelrufenden Volke. Dreystimmig singen wir vor! Gott gab der Erde den König. Er fand nichts grössers als Ihn, Ihr zum Geschenke zu geben; Nichts bessers, findet er je!